Fokker-Absturz

Ungelöstes Rätsel

d'Lëtzebuerger Land vom 14.11.2002

Vergangenen Samstag zog Robert Biever, der ermittelnde Staatsanwalt bei der Aufklärung der Absturzursachen der Luxair-Fokker, die Notbremse: Im RTL-Fernsehen und gegenüber der einheimischen wie der ausländischen Presse erklärte er, die einzige gesicherte Erkenntnis bestehe bisher im plötzlichen Leistungsverlust und anschließenden Totalausfall beider Triebwerke kurz vor dem Absturz der Maschine. Vor allem deutsche Medien - und nicht gerade Lokalblätter und TV-Kanäle aus der Provinz - hatten, nachdem die Luxemburger Staatsanwaltschaft am vergangenen Freitag genau dieses Untersuchungsergebnis in einer Pressemitteilung veröffentlicht hatte, mit ziemlich geschlossenen Geschichten über den Hergang des Unglücks aufgewartet. Mit Fakten, die das offizielle Pressekommuniqué nicht enthalten hatte. Dass neben den Triebwerken auch der Höhenmesser ausgefallen sei, meldeten die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Welt am Sonntag ebenso wie der Nachrichtenkanal n-tv und das ZDF. Darüberhinaus sei die Maschine deutlich vom Kurs abgekommen, weil der Pilot eine Notlandung versucht habe. Einen Höhenmesser-Ausfall hat Robert Biever dementiert, eine Notlandung nannte er „eine Hypothese“, aber nicht mehr. Mittlerweile haben die Spekulationen nachgelassen. Was nur gut sein kann für den Ruf der Luxair. Denn ein defekter Höhenmesser plus ausfallende Triebwerke an einer Maschine, die erst einen Tag zuvor aus der technischen Durchsicht kam, wirft unweigerlich Fragen nach deren Qualität auf, und dass ein notlandender Pilot kein Notsignal absetzt, ist geradezu unbegreiflich, weil dergleichen zum Ausbildungsalltag für Notsituationen gehört. Aufschluss über die Unglücksursache wird wohl erst die vollständige Auswertung der black boxes und der Pilot selbst geben können. Noch liegt der neben einem franzöischen Fluggast einzige Überlebende des Unglücks auf der Intensivstation. Das starke Interesse von deutscher Seite an dem ersten Absturz einer Luxair-Maschine hat allerdings nicht nur mit der großen Zahl deutscher Passagiere unter den Todesopfern zu tun und beschränkt sich nicht auf die Medien. Wenn auch nicht unmittelbar, ist dennoch als code sharing-Partnerin der Luxair auf dem Unglücksflug Berlin-Luxemburg auch die Lufthansa betroffen. Sie verlangt präzise Untersuchungsergebnisse. Und zwar möglichst rasch, weil sie einen ähnlich guten Ruf als sichere Airline wie die Luxair zu verlieren hat. 

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