Luxair

„Wie ein Spinnenetz über ganz Europa“

d'Lëtzebuerger Land du 10.01.2002

Mit dem Fliegen, so hatte es bei der Luxair in der Vergangenheit stets geheißen, könne man keinen Gewinn erwirtschaften, der Gewinn müsse aus dem peripheren Geschäft kommen. Diese Vorstellung schüttelt Christian Heinzmann, der seit Anfang letzten Jahres Generaldirektor der Luxair ist und zuvor die belgische Fluggesellschaft VLM auf den richtigen Weg brachte. Seine Philosophie ist eine andere: „Mit dem Fliegen kann und muss man Gewinn machen.“ Nach Informationen von d’Land ging die Luxair im November 2001 davon aus, einen operativen Gewinn von acht Millionen Euro erwirtschaftet zu haben. Ein besseres Ergebnis als im Vorjahr, trotz der Katastrophen, die 2001 die Luftfahrtbranche erschütterten. Und: Nicht unwesentlich soll der Flugbetrieb der Luxair zu dem verbesserten Betriebsergebnis beigetragen haben. Christian Heinzmann geht damit aus seinem ersten Geschäftsjahr als „Pilot“ der Luxair mit einem glänzenden Resultat hervor. Dabei hatten sich die Bedingungen für die Luxair seit dem 11. September, wie für alle anderen Airlines auch, drastisch geändert. Christian Heinzmann ist dabei, aus der Luxair ein dynamisches Unternehmen zu machen. Weniger Hierarchie, mehr Kreativität, mehr Initiative sind die Stichworte, die die Luxair zukünftig charakterisieren sollen. „Unsere Mitarbeiter müssen wissen, dass es ihr Unternehmen ist. Sie tragen, jeder an seinem Platz, für dieses Unternehmen Verantwortung. Luxair lebt davon, dass die Mitarbeiter den Erfolg des Unternehmens wollen“, skizziert Heinzmann seine Vorstellung von Luxair und den Mitarbeitern. „Wir können heutzutage in einem Dienstleistungsunternehmen keine Hierarchie mehr brauchen, wo von oben nach unten angeordnet wird.“ Auf diesem Weg sei man 2001 schon sehr weit gekommen. Das heißt nicht, dass der Luxair- Generaldirektor rundum zufrieden ist. Der Zustand des Luxemburger Flughafens mit der Bauruine des Terminals für kleine Flugzeuge liegt ihm im Magen. Hinter den Kulissen gebe es nun aber Bewegung. Sein Kontakt zum Transportministerium sei sehr gut, die Gespräche verliefen positiv. Tatsächlich hat mit Christian Heinzmann ein Generationenwechsel im Management der Luxair eingesetzt. Nach dem Aufbau durch Roger Sietzen und dem Intermezzo von Jean Donat Calmes steuert nun ein Luftfahrtmanager das Unternehmen, der auch schwierige Wetterlagen überwindet. Unwohlsein bereitet ihm dennoch seine Situation im Unternehmen. Dessen grundsätzliche Neuordnung ist von den Aktionären bei der Berufung Heinzmanns versäumt worden. Eine klare Trennung von Vorstand (zuständig für das Tagesgeschäft) und von Aufsichts- oder Verwaltungsrat (zuständig für Überwachung, Strategie und Aktionärsvertretung) wurde nicht vorgenommen. Die Folge: Vorgänger Jean Donat Calmes sitzt als eine Art verpasster Chance der Neuordnung der Unternehmensstruktur weiterhin im Verwaltungsrat und stellt für Heinzmann eine Art psychologischen Störfaktors dar. Heinzmann selbst gehört dem Verwaltungsrat nicht an. Das Mandat für Calmes endet im Mai 2002. Dass sein Vorgänger heute zu seinen Kontrolleuren gehört, erstaunt Heinzmann. Zwischen beiden hatte es das gesamte vergangene Jahr hindurch eine Auseinandersetzung besonderer Art gegeben. Heinzmann hatte im Frühjahr in der Jahrespressekonferenz eine „Operation Wahrheit“ gestartet und schonungslos mit Grafiken und Zahlen belegt, dass es bei Luxair Handlungsbedarf gab. Calmes hatte reagiert und darauf verwiesen, dass er ein finanziell gesundes Unternehmen übergeben habe. Das aber war von Heinzmann nie bestritten worden. Die Auseinandersetzung Heinzmann/Calmes zog sich monatelang durch die Spalten der Zeitungen und wurde auch im Ausland - zum Beispiel in Belgien - fortgeführt. Während der neue Generaldirektor Fehlentwicklungen korrigiert und die Luxair auf Kurs trimmt, kämpft der alte von seinem Sitz im Verwaltungsrat aus um seine Reputation als Unternehmer. Der „Neue“ in der Chefetage hat für das Unternehmen zwei klare Grundsätze entwickelt: Der Kunde steht absolut im Vordergrund. Und: Das Unternehmen muss sich von dem alleinigen Standort Luxemburg weg entwickeln und viele Standorte haben. Vorerst hat Heinzmann eine Periode der Besinnung angeordnet. Sein Ziel jedoch ist es, Luxair wie ein Spinnennetz über Europa zu legen. Flugzeuge könnten auf anderen Flughäfen stationiert werden, und sie könnten auf verschiedenen Strecken fliegen. „Ich stelle mir zum Beispiel vor, dass eine Maschine im Laufe eines Tages von Luxemburg aus nach Teneriffa, von Teneriffa nach Saarbrücken, von Saarbrücken nach Mallorca und von Mallorca zurück nach Luxemburg fliegt“, sagt er. Diese „W-Formen“ der Flüge, wie er sie nennt, hat er schon bei VLM ausprobiert. Das Stationieren von Flugzeugen auf fremden Flughäfen würde Heinzmann dann beginnen, wenn Luxair den Zuschlag für die Strecke Saarbrücken-Frankfurt bekommt. Beworben haben sich Lufthansa und Luxair dafür. Die Fokker 50 für die Stationierung in Saarbrücken ist schon reserviert. Im Grunde aber sind das Gedanken, die in der Chefetage der Luxair derzeit hin und her gewendet werden. Die Zeit für Entscheidungen sei noch nicht reif, meint Heinzmann. Er begnügt sich in seinem ersten Jahr mit der unternehmerischen Kosmetik, die in einem ersten Schritt ausgereicht hat, um Luxair auf Reisehöhe zu bringen, eine Unternehmensstrategie aber nicht ersetzt. Ungewöhnlich für das Großherzogtum ist das Selbstbewusstsein, mit dem Heinzmann für die Luxair auftritt und die Luxair auftreten lässt. „Wir müssen draußen als Luxair und als Luxemburg auftreten, es hat keinen Sinn, die Leute immer nur aus Luxemburg heraus zu fliegen. Sie müssen auch hierher kommen.“ Luxair hat nun Teams eingesetzt, die in den unmittelbaren Einflusszonen Deutschland, Frankreich und Belgien das Marktgewicht verstärken, außerdem in wichtigen europäischen Regionen und Städten für Luxemburg werben. Intensiv arbeitet Luxair derzeit in London am Luxemburg-Image. Überzeugungsarbeit leistet Heinzmann mit Luxair neuerdings auch bei Politikern. Weit öffnete er Luxair-Hauptquartier und Flughafen für eine saarländische Delegation des Interregionalen Parlamentarierrats der Großregion. Auch den Mitgliedern der Wirtschafts- und Transportkommis

Michel Couapel
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