Freundschaft in 3D

d'Lëtzebuerger Land du 02.04.2010

Ein Vergnügen war das nicht! Da pilgert man wieder mal nach Belval ins Kino, kommt rechtzeitig, sprich eine Viertelstunde vor Vorstellungsbeginn, dort an, und dann das: lange Warteschlangen von Leuten, die nicht nur ihre Kinokarte kaufen, sondern auch Popcorn, Cola und Co. bezahlen wollen. An der gleichen Kasse. Besucher, die eigentlich nur ein Ticket erstehen möchten, müssen sich also in den Pulk der Naschereikäufer einfügen. Und so lange warten, und warten, und warten, bis sie eben dran sind. Dass man so den Anfang des Films verpasst, ist vorprogrammiert. Warum kommt dort niemand auf die Idee, wenigstens eine Kasse nur für Tickets aufzumachen?

All das tut man sich an, weil How to Train your Dragon eben nur im CinéBelval in 3D läuft und nicht auch im Utopolis. Dass dann die Brille nur für verschwommene Bilder ohne 3D-Effekt sorgt, kostet weitere wertvolle Minuten, die man mit rauslaufen, jemanden suchen und Brillenwechsel verbringen muss, statt endlich auf die Leinwand zu schauen. Lohnt sich der Aufwand wirklich für die dreidimensionale Version?

Klare Antwort: Ja! Trotz der Strapazen. Zwar bietet der Drachenfilm von den Motiven her nichts wirklich Neues. Man hat das so oder ähnlich schon im Asterix-Comic, den Illustrationen in Grimms Märchen und sogar in James Bond gesehen (die Insel mit dem Drachennest erinnert stark an die im Showdown in Dr. No) – von einschlägigen Trickfilmen ganz abgesehen. Dennoch bietet die dritte Achse neue Eindrücke, lässt einen stärker ins Geschehen eintauchen und erlaubt neue Perspektiven. Da werden Schluchten besonders eng, Sol­datenmassen ungewöhnlich klein, Wolkentürme extrahoch.

Was den Zuschauer natürlich mit der Nase auf das stoßen soll, was er bemerken bzw. empfinden soll. Wie gefährlich (Schluchten), aber auch befreiend (Wolken) so ein Drachenflug sein kann, wie bedrohlich für die ­tapferen Wikinger (Schrumpfarmee) das monströse Drachenungeheuer ist. Klar wird man manipuliert, doch erstens gehört das schon immer zum Film und ist also legitim, und zweitens bangt man mehr mit, rauscht im Flug mit. Kurz, alles ist ein wenig intensiver. Man muss kein Kind sein, um sich davon einfangen zu lassen, auch wenn man klarerweise als Erwachsener einen analytischeren Blick mitbringt.

Für Letztere hat 3D noch einen anderen Vorteil. Jene, die gerne Orginalversionen sehen und sich immer darüber ärgern, dass der Blick unweigerlich auf die Untertitel gezogen wird, obwohl man die fürs Verständnis gar nicht bräuchte, können bei 3D-Produktion erleichtert aufatmen. Die Untertitel werden hier nämlich so in den Vordergrund des unteren Bildrands geschoben, dass es ein Leichtes ist, darüber hinwegzuschauen und sie einfach zu ignorieren. Was den Filmgenuss rein prinzipiell schon vergrößert.

Der dreidimensionale Genuss, der die Bilder bis vor die Nase führt, wird wahrscheinlich kein kurzzeitiges Phänomen bleiben. Das Homekino bekäme höchstens Oberhand, wenn das Publikum abstumpfte und sich zu sehr daran gewöhnte, Staubflocken (wie in diesem Film) von den Händen zu streifen oder von Ungeheuern aller Art angesprungen zu werden.

Von ihnen gab es in How to Train Your Dragon genug. Massenweise flogen und schnaubten da furchterregende und erstaunlich bunte Drachen durch die Gegend und machten dem armen Wikingervolk die Hölle heiß. Bis endlich der kleine Hiccup (eine Art Wickie, anders eben und daher von Häuptlingvater nicht geschätzt) die Probleme zu lösen versucht. Er, der auf einer amerikanischen Highschool der typische Nerd wäre, kann für seinen Zweck so langsam auch die anderen Jugendlichen (auch sie Paradebeispiele aus der Teenie-Szene on der coolen Braut zu den Angebern) gewinnen und schließlich dem gesamten Dorf klarmachen, dass die Drachen nicht wirklich Feinde sind, sondern auch nur Angst haben, wie jeder Mensch eben. Das Ganze ist dann so rührend gemacht, dass die verschiedenen Respektsbotschaften dem jüngeren Publikum gar nicht bewusst auffallen werden.

Jutta Hopfgartner
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