Arbeitsminister François Biltgen (CSV)

Is the storm overblown?

d'Lëtzebuerger Land du 19.10.2000

Nach der Bildung des neuen CSV/DP-Kabinetts letztes Jahr hielt sich die allgemeine Begeisterung in Grenzen. Bei der CSV machte die weitgehend alte Mannschaft unter einem übel gelaunten Premier weiter, bei der DP hatte sich die Personaldecke in 15 Jahren Opposition merklich ausgedünnt.

Da bedurfte es nicht viel, damit Arbeitsminister François Biltgen zum Publikumsliebling erkoren wurde. Der OGB-L-Kongress im Dezember bot dem lange herbei gesehnten “Vollzeitarbeitsminister“ eine stehende Ovation. Die Presse berichtete fleißig, dass der angebliche Hans Dampf in allen Gassen schon den sympathischen Spitznamen “Mitch“ bekommen habe, nach dem Hurrikan, der vor einem Jahr über Zentralamerika fegte und 10 000 Menschen tötete. Und diese Zeitung schwärmte im Januar vom “einzigen einnehmenden Lächeln“ und “missionarischen Arbeitseifer“ des CSV-Politikers.

Der Hurrikan selbst kann das nachvollziehen: “Das ist eine Charakterfrage. Ich gehe eher offensiv als defensiv an die Dinge heran.“ Doch Biltgens Ruhm, zumindest bei den Gewerkschaften, gründete unter anderem auf seiner Entscheidung zum Feiertagsaufschlag für Mariä Himmelfahrt, der Machtprobe zwischen Unternehmern und Gewerkschaften und damit Lackmustest für den neuen Arbeitsminister. Doch in Wirklichkeit ist die Frage vom Prinzip her bis heute nicht geklärt, wie der Streit um den arbeitsfreien Tag zum Thronwechsel zeigte.

Als zweiter Streich lehnte der Wirbelsturm dann den von einer nicht repräsentativen Gewerkschaft ausgehandelten Bankenkollektivvertrag ab. Aber die wortgetreue Befolgung des Kollektivvertragsgesetzes sorgte nur deshalb für Aufsehen, weil Biltgens Vorgänger Jean-Claude Juncker sich an einer Ablehnung des Bankenkollektivvertrags vorbeigedrückt hatte. Nach den Wahlen erlaubte das Ausscheiden der LSAP aus der Regierung der CSV, schnell die Ressorts Arbeit und Finanzplatz personell zu trennen.

Aber der Hurrikan scheint sich inzwischen gelegt zu haben. Nach einem Jahr ist die anfängliche Begeisterung der Gewerkschafter, die noch rasch über seine  großzügige Zuteilung jährlicher Referenzzeiten zur Arbeitszeitberechnung hinweg gesehen hatten, deutlich gesunken. Nun strahlt er von der Titelseite von paperJam, dem Werbeträger für rück

Romain Hilgert
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