Der Netzausbau fürs ultraschnelle Internet kommt voran. Doch die Preise sind ziemlich hoch, und die Post wird von ihren Konkurrenten noch immer der Wettbewerbsverzerrung verdächtigt

Teures Vergnügen

d'Lëtzebuerger Land vom 20.04.2012

„Wir sind gut. Wir liegen im Zeitplan. Wir sind sogar Vorreiter.“ So fällt der Tenor der Antworten aus, fragt man bei der Entreprises des Postes et des Télécommunications nach dem Ausbau der Glasfaserinfrastruktur für die ultraschnellen Internetverbindungen. Bis Ende nächsten Jahres sollen 80 Prozent der Bevölkerung, falls sie das wollen, mit einer Bandbreite von 100 Megabit pro Sekunde online gehen können. Ende 2015 soll dieses Angebot landesweit flächendeckend bestehen. Gleichzeitig soll die Hälfte der Anschlüsse dann schon auf eine Übertragungsgeschwindigkeit von einem Gigabit pro Sekunde geschaltet werden, ehe Ende 2020 die Gigabit-Ära für alle anbricht.

So steht es in dem 2010 von der Regierung beschlossenen Aktionsplan. Bedenkt man, dass sich erst vor rund zehn Jahren ADSL-Verbindungen immer mehr durchzusetzen begannen, ist das Fiber to the Home-Projekt, das die EPT im Staatsauftrag realisiert, ein Quantensprung an Versorgungsqualität. Entsprechend sieht die Post ihre Rolle darin: „Das ist das umfangreichste Vorhaben, das wir je realisiert haben“, sagt der stellvertretende EPT-Generaldirektor Jean-Marie Spaus. „Subunternehmen eingerechnet, arbeiten 500 Leute an der neuen Infrastruktur, und wir investieren jährlich 50 Millionen Euro in dieses Riesenprojekt.“

Sogar international setze die EPT Maßstäbe: Die Kabelverbünde, in denen Glasfaserstränge in einzelnen Röhren zusammengefasst werden, damit sie sich später leichter anschließen lassen, habe man selber entwickelt, berichtet Spaus stolz, und fügt hinzu, dass erst vor einem Monat eine internationale Delegation die Glasfaserbauten der Post besichtigt habe.

Allerdings sind die superschnellen Verbindungen bisher nur für eine kleine Minderheit an Haushalten verfügbar. Nachdem im September letzten Jahres Leudelingen sich als erste Gemeinde feierlich als voll glasfaserverkabelt präsentieren konnte und ein paar Wochen später Hosingen, wird die dritte Vollzugsmeldung erst dieses Jahr kommen und Bonneweg, das bevölkerungsreichste Viertel der Hauptstadt, betreffen. Ein paar Zweifel, ob die Post und ihre Partner in den laut Aktionsplan noch verbleibenden zweieinhalb Jahren tatsächlich das ganze Land auf 100 Megabit pro Sekunde bringen werden, kommen da auf.

Doch Spaus bleibt dabei: „Wir liegen im Plan.“ In 27 Gemeinden hätten die Arbeiten begonnen, für 24 weitere würde der Netzausbau gegenwärtig vorbereitet. Nach Bonneweg werde voraussichtlich Bartringen 2013 voll verkabelt sein, Bettemburg ebenfalls. In den Hauptstadtvierteln Gasperich und Belair starte der Ausbau demnächst, kurz darauf auch in Cessingen und Clausen. Ebenso in Strassen, Hesperingen und Kopstal. Und in Wiltz, Sassenheim und Grevenmacher.

„Kontaktaufnahmen“ habe es kürzlich mit Düdelingen, Sandweiler, Capellen und Steinsel gegeben. „Wir treten der Reihe nach an die Gemeinden heran und fragen, ob am Glasfaseranschluss Interesse besteht.“ Vorrang hätten die dichter besiedelten Regionen Zentrum und Süden. „In den anderen suchen wir uns die größten Gemeinden heraus.“ Erteile eine Gemeinde die Genehmigung, werde bei der Post umgehend der Planungsstab aktiv. Überall dort, wo die Verkabelung auf 100 Megabit pro Sekunde noch warten muss, könne in der Zwischenzeit über die VDSL-Technik, bei der ab einem Glasfaser-Knotenpunkt noch Kupferleitung zum Einsatz kommt, zumindest 30 Megabit pro Sekunde angeboten werden. Das ist zwar wahrscheinlich für Online-Gamer nicht genug und sicherlich nicht für hochauflösendes 3D-Fernsehen per Internet; für 2D-HDTV aber reicht das schon.

Die neuen Super-Bandbreiten haben allerdings ihren Preis. Wer den Vergleich zieht zwischen den verschiedenen Anbietern im Lande und den Tarifen im Ausland, falls dort Glasfaser-Internet schon besteht, stellt fest: Allzu groß sind die Unterschiede in Luxemburg nicht. Bei der Post kostet die schnellste Verbindung 75 Euro im Monat, idem bei Tango. Luxembourg Online und Visual Online sind mit 69,90 Euro leicht preiswerter, Numéricable versucht mit 63 Euro den Preisbrecher zu spielen.

Doch nicht überall ist im Monats-Abo unbegrenzter Datenverkehr inklusive: Bei Tango, Visual Online und Luxembourg Online ist dem so. Bei Numéricable dagegen werden dafür neun Euro monatlicher Aufpreis fällig, und bei der Post ist die Option „Illimité“ nur zu haben, wenn zum Internet auch Festnetz- und Mobiltelefonie im Paket mitbestellt werden. Das kann die Unterschiede im Endpreis noch weiter reduzieren.

Im Ausland scheinen die Preise besser zu sein. Orange France zum Beispiel lockt derzeit mit einem Sonderangebot von 23,90 Euro für ein 100-Megabit-Glasfaser-Abo mit unbegrenzter Datenrate, das auch Festnetz-Telefonie und Internet-HDTV einschließt und nach sechs Monaten mit 33,90 Euro noch immer nur halb so viel kostet wie das ultraschnelle Internet hierzulande.

In Deutschland geht das Glasfaser-Internet der Deutschen Telekom zwar voraussichtlich erst in ein paar Wochen an den Start, kann aber schon vorbestellt werden und erscheint mit 54,95 Euro für 100 Megabit pro Sekunde und 59,95 Euro für 200 Megabit pro Sekunde nicht allzu billig. Zumindest in großen Ballungsräumen aber sind regionale Konkurrenten der Deutschen Telekom schon mit deutlich preiswerteren Angeboten präsent: Bei M-net in Bayern kostet das 100-Megabit-Paket für Internet und Telefonie monatlich 34,90 Euro; bei Netcologne im Raum Köln-Bonn ist ein ähnliches Paket für 44,90 Euro zu haben und in Hamburg im City-Glasfasernetz von Wilhelm.tel für rund 30 Euro.

„Die hohen Preise bei uns haben viel damit zu tun, dass in Luxemburg traditionell solide gebaut wird und das sogar so sein muss“, erläutert Jean-Marie Spaus den Umstand, dass in den Abo-Tarifen aller Anbieter ein großer Netzkostenanteil steckt. Schließlich baut die Post die Glasfaser-Infrastruktur nicht für sich allein, sondern auch für die Konkurrenz; so will es das Mandat, das die EPT vom Staat für den Netzausbau erhalten hat. „Allein 70 Prozent der Installationskosten für das neue Netz macht der Tiefbau aus“, sagt Spaus, „die geltenden Vorschriften zwingen uns zum Beispiel, selbst wenn wir nur einen kleinen Kanal im Bürgersteig für die Glasfaserkabel anlegen, anschließend den ganzen Bürgersteig frisch herzurichten.“

Die Konkurrenten der Post, die im Fachjargon Opérateurs alternatifs heißen und klangvoll mit Opal abgekürzt werden, sehen die Lage allerdings komplexer: „Die Preise für den Zugang zum Glasfasernetz sind noch nicht transparent“, beklagt Claude Bizjak, Generalsekretät der Opal asbl, in der sich die Telekom-Konkurrenten der Post zusammengeschlossen haben.

Da die EPT das neue Netz für die Konkurrenz mit errichtet, muss sie den Zugang zu „neutralen“ Bedingungen in Rechnung stellen. Die Referenzpreise, die sie dazu vorgelegt hatte, erhielten von der Regulierungsbehörde ILR Ende Juli vergangenen Jahres aber zunächst nur auf zwölf Monate befristet grünes Licht: Die Tarife zu überprüfen, sei leider noch nicht möglich gewesen, räumte das ILR damals ein.

Bis Ende dieses Monats ist die Post gehalten, eine neue Preisstruktur vorzulegen und zu begründen oder zu zeigen, dass die aktuelle gerechtfertigt ist. „Das“, erklärt Spaus, „läuft derzeit.“ Ob mit sinkenden Endpreisen aller Anbieter zu rechnen sein könnte, weil die Netzpreise fallen, sagt er nicht.

Sollte das ILR an den heute geltenden Netzpreisen nichts Wesentliches ändern, dürfte Luxemburg erst einmal ein Glasfaser-Hochpreisland bleiben. Will zum Beispiel ein alternativer Operateur dasselbe Angebot von 100 Mbit/s downstream und 50 Mbit/s upstream machen, das bei der Post im Endpreis 75 Euro kostet, muss er an diese dafür allein 39,42 Euro für „nicht vermeidbare“ Gestehungskosten für den Netzzugang zahlen; ohne Mehrwertsteuer natürlich. Da erscheinen Endpreise von 30 Euro für das ultraschnelle Internet-Vergnügen wie aus einer anderen Welt.

Kaum überraschend, ist der Ton zwischen dem ehemaligen Monopolisten und seinen Konkurrenten nicht gerade freundlich, wenn es um das superschnelle Internet geht. Die Opal erinnern sich noch, wie die Post auf der Frühjahrsmesse 2010, einen Monat ehe die Regierung ihren Fiber to the home-Aktionsplan publik machte, die Öffentlichkeit aus heiterem Himmel mit einem Luxfiber-Angebot überraschte, dem kein Konkurrent etwas entgegenzusetzen hatte. Verdächtigungen, die Post wolle eine „Remonopolisierung“ via Glasfaser-Internet, dürften sich erst abschwächen, wenn das ILR sich über den Markt und die Netzpreise äußert.

Peter Feist
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