Das Erziehungsministerium will verhaltensauffällige Kinder aus der Schule nehmen und in Intensiv- Therapiezentren behandeln. Wer sind diese Kinder – und wie viele sind überhaupt betroffen?

Brennpunkt Schule?

Eine Mutter und ihre Tochter auf den Platz vor dem Hauptbahnhof in Luxemburg-Stadt
Foto: Sven Becker
d'Lëtzebuerger Land vom 17.08.2018

Die saarländischen Nachbarn machen es vor: Im Juni wurde dort eine neue „Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung“ eröffnet. Weil sich in dem Bundesland die Anzahl verhaltensauffälliger Schüler seit 2005 fast verdoppelt hat, geht die dortige CDU-Regierung unter Ministerpräsident Tobias Hans den Weg, mehr Sonderschulen für diese Kinder einzurichten. In Luxemburg diskutierten in demselben Monat bei RTL Kloertext Psychologen, Erzieher und Lehrer über gestiegene Gewaltbereitschaft unter Kindern und Jugendlichen.

Bisher gibt es aber keine empirischen Untersuchungen, die diese Behauptung belegen. Ein regelmäßiges Monitoring gewalttätiger Vorfälle an Luxemburger Grund- und Sekundarschulen existiert nicht, die letzte Studie der Uni Luxemburg zu schulischer Gewalt liegt viele Jahre zurück. Trends für heute lassen sich daraus nicht ablesen. Auch wer versucht, dem Phänomen verhaltensauffälliger Kinder auf den Grund zu gehen, wird sich bald fühlen, als jage er einem Hausgespenst nach: Alle haben davon gehört, jeder kennt einen, der es ganz bestimmt gesehen hat, aber selbst ist man ihm, zum Glück, noch nicht begegnet.

Das liegt zum einen daran, dass die Begriffe Verhaltensauffälligkeit oder Verhaltensstörung in der Öffentlichkeit oft unpräzise benutzt werden: Für die einen fällt schon die wiederholte Weigerung, den Anordnungen einer Lehrkraft Folge zu leisten darunter, für die anderen sind es schwere psychisch-soziale Auffälligkeiten.

„Ein Kind ist gestört, wenn es in der Schule stört“, sagt Gilbert Pregno, Familien und Kinderpsychologe, betont überspitzt, um darauf hinzuweisen, dass die Einschätzung einer Lehrperson und eine fachgerechte Diagnose durch Psychologen zweierlei Dinge sind. „Manche Lehrer haben eine größere Toleranz gegenüber Störenfrieden, andere nicht.“ Wer wiederholt den Unterricht stört, muss nicht verhaltensgestört sein. Er/sie kann sich auch langweilen, weil ihn/sie der Lehrstoff unter- oder überfordert und ihn/sie das frustriert. Auch mehrmaliges Schulschwänzen ist noch kein Beweis für eine chronische Störung, womöglich aber ein Indiz, dass im Leben des Jugendlichen etwas aus den Fugen geraten ist.

Komplexe Diagnose

Einer der führenden Kinderpsychologen in Deutschland, Franz Petermann, Leiter des Zentrums für Klinische Psychologie und Rehabilitation der Universität Bremen, beschreibt Verhaltensstörungen als ein „situationsübergreifendes altersunangemessenes und schwerwiegendes Verhalten (...), das die kindliche Entwicklung über einen längeren Zeitraum beeinträchtigt, in der Regel sechs Monate und länger. Das können Aggressionen sein, Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizite. Aber auch Angst vor Gruppensituationen oder Depressionen. „Die Stillen fallen oft nicht auf, können aber akut gefährdet sein und rasche Hilfe benötigen“, bestätigt Psychologe Gilbert Pregno.

Eine Statistik, die erfasst, wie viele Kinder und Jugendliche in Luxemburg verhaltensauffällig sind, gibt es nicht. Internationale Experten gehen davon aus, dass etwa zehn bis 15 Prozent der westlichen Kinder so auffällig sind, dass sie psychiatrisch oder psychologisch behandelt werden müssen. Das wären in Luxemburg dann über 13 000 Kinder und Jugendliche zwischen null und 19 Jahren umfasst aber nicht nur Kinder, die in der Schule durch ständige Zwischenrufe, Kloppereien oder Provokationen Lehrern und Mitschülern den Alltag zur Hölle unmöglich machen. Darunter fallen auch essgestörte Teenager, die sich nicht konzentrieren können oder Kinder, die unter Angst und Stress leiden.

Selbst die schweren Fälle annähernd zu beziffern, also diejenigen, die eine psychiatrische Behandlung benötigen, ist in Luxemburg ein schier unmögliches Unterfangen: Zum einen ist das Berichtswesen der Vielzahl von Anbietern und Trägern ambulanter und stationärer Therapien, gelinde gesagt, nicht sehr übersichtlich. Sogar staatlich subventionierte Einrichtungen geben kaum Rechenschaft ab, sodass man sich fragt, was eigentlich mit den öffentlichen Geldern dort geschieht. Die Arbeit in der Kinderklinik des größten Krankenhauses im Land, des CHL, wird in dem online einsehbaren Tätigkeitsbericht auf einer einzigen Seite abgehandelt; es fehlen nach Behandlung aufgeschlüsselte aussagekräftige Daten.

Über die Jugendpsychiatrie in Ettelbrück, Fachabteilung des psychiatrischen Landeskrankenhauses, ist ebenfalls nur begrenzt etwas online zu erfahren. Im Tätigkeitsbericht des CHNP steht kaum etwas über die Behandlungsfelder der Jugendpsychiatrie. Auf Nachfrage stellt der diensthabende Psychiater Thomas Karst Zahlen bereit und sendet diese in Form einer Excel-Tablle zu; er erklärt sie bereitwillig: In den Jahren 2015 bis 2017 lag die Zahl neu aufgenommener Patienten bei etwa 45 bis 50, durchschnittlich dauerte ihre Behandlung 90 bis 100 Tage. Doch wenngleich die Entwicklung der Patientenzahlen und die Auslastung mit rund 85 Prozent stabil ist, ist das bestenfalls eine Momentaufnahme: Daten zu Patienten und Therapien der anderen Jugendpsychiatrien im Land fehlen. Außerdem schicken viele Eltern ihre Kinder lieber zum Kinderarzt oder privat zum Therapeuten und lassen sie dort behandeln, weil sie das Stigma der Psychiatrie fürchten. Sie bleiben damit unterhalb des Radars der amtlichen Statistiken. Wieder andere Kinder werden von Jugendrichtern oder ihren Angehörigen in Einrichtungen ins Ausland geschickt, weil es für sie in Luxemburg keine adäquate Behandlung gibt.

Viele Akteure, wenig Daten

Plausibel wäre, dass mit der Flüchtlingskrise auch die Anzahl an Kindern und Jugendlichen, die dringend psychotherapeutische und psychiatrische Hilfe brauchen, gestiegen ist: Die Heimat zu verlassen, bedeutet Entwurzelung; Ohnmachtserlebnisse gegenüber Schleppern, Gewalt, Angst und Todesgefahr sind traumatische Erfahrungen und treffen auf durch Krieg, Terror, Armut und Vertreibung ohnehin destabilisierte Menschen. Organisationen wie das Ombudskomitee fir d’Rechter vum Kand, die Ombudsfrau in ihrem Spezialbericht, sowie die Menschenrechtskommission haben wiederholt auf die Verantwortung des Staats hingewiesen, Minderjährige mit und ohne Eltern besonders zu schützen und Retraumatisierungen zu vermeiden.

Der in Cepas umgetaufte schulpsychologische Dienst, obwohl landesweit eine der ersten Kontaktadressen für auffällige Schüler, kann ebenfalls keine Daten zu verhaltensauffälligen Kindern vorlegen. Der hauseigene jährliche Qualitätsentwicklungsbericht nennt zwar die Zielgruppe der Schüler mit Verhaltensproblemen, aber die Grafiken sind null aussagekräftig.

Eigentlich sollte das 2009 neu geschaffene Jugendamt, das staatliche Erziehungshilfen für Kinder in Not und in ihre Familien bewilligt und koordiniert, für mehr Ein- und Überblick in diesen unübersichtlichen Behandlungssektor sorgen. Wer allerdings bei den Verantwortlichen des ONE anruft, bekommt selten eine Person ans Telefon, die zu solchen Fragen kompetent und zuverlässig Auskunft geben kann. Ein eigener ausführlicher Rechenschaftsbericht ist fast zehn Jahre nach Gründung für die Allgemeinheit immer noch nicht zugänglich und aus den Statistiken, die das Erziehungsministerium im Rahmen seines Tätigkeitsberichts herausgibt, lässt sich wohl allgemein ablesen, dass vor allem mehr ambulante Erziehungshilfemaßnahmen bewillugt wurden. Aber wie viele davon Kindern galt, die verhaltensgestört waren oder sind, ist unklar.

Traumata als Ursache

Der Kinderpsychologe Franz Petermann schlägt für die Früherkennung von Verhaltensstörungen folgendes Verfahren vor: Ihm zufolge sind Kinderärzte und Medizinerinnen des schulmedizinischen Diensts, die die Kinder zur Einschulung untersuchen, am besten zur Früherkennung von Störungen geeignet, das sie oft als erste den Entwicklungsstand eines Kindes begutachten. Ihr Fokus liegt aber nicht primär auf der Erkennung von Verhaltensstörungen, deshalb schlägt Petermann vor, Kinder, die in dieser Regeluntersuchung auffallen, einer „vertiefenden Abklärungsdiagnostik“ in spezialisierten Einrichtungen zuzuführen.

Auf Land-Nachfrage, wie die dem Gesundheitsministerium unterstellten Schulmediziner in die Früherkennung und Begleitung von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten eingebunden sind, gab es bis Redaktionsschluss keine Antwort. In Luxemburg sind es oft Lehrer und Erzieher, die Auffälligkeiten eines Kindes zuerst melden. Dann war es bisher an der Commission d’inclusion scolaire, sich um eine detaillierte fachliche Diagnose zu kümmern und einen schulischen Hilfeplan zu erstellen, der, je nach Einschätzung, von ambulanten Maßnahmen innerhalb der Schule bis zur stationären Unterbringung reichen kann.

Einer Studie des niederländischen Kinderpsychiaters und Traumaexperten Bessel A. van der Kolk nach sind Kindheitstraumata, einschließlich Misshandlung und Vernachlässigung, die „wahrscheinlich wichtigste Herausforderung für das Gesundheitswesen in einer Gesellschaft“. Ihm zufolge verhindern soziale Tabus, dass „Informationen über Kindheitstraumata, Misshandlung, Vernachlässigung oder andere Gewalterfahrungen eingeholt“ würden. Dabei seien traumatische Kindheitserfahrungen nicht nur „sehr verbreitet und alltäglich“, sondern haben „auch tiefgreifende Auswirkungen auf viele verschiedene Entwicklungsbereiche“, so van der Kolk. Auch Kinderpsychiater Thomas Karst vom CHNP weist auf Traumata als mögliche Ursache für Störungen im Sozialverhalten hin.

Die meisten Traumatisierungen geschehen zuhause: In der großen Mehrheit der Fälle, nämlich bei rund 80 Prozent, seien die Eltern der Kinder für die Misshandlung verantwortlich, ergab van der Kolks Trauma-Untersuchung. Ein Tabu, über das kaum geredet wird. So sind die gegenwärtigen diagnostischen Klassifikationen für Zehntausende von Kinder inadäquat. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderpsychiatrie und Kinderpsychologie hat soeben die alte überholte Leitlinie zur Erkennung von Sozialstörungen bei Kindern und Jugendlichen überarbeitet und wird sie in den nächsten Monaten vorstellen.

In Luxemburg scheinen Fachleute der Kinderpsychiatrie in die Pläne des Erziehungsministeriums, die Therapieangebote zu erweitern, indes nicht eingebunden zu sein. Der Kinderpsychiater des CHNP weiß jedenfalls nichts davon. Dabei wären die Verantwortlichen dafür offen, wenn der Staat eine Plattform einberufen würde, in dem Akteure aus den verschiedenen Bereichen und Disziplinen, die Kindern psychotherapeutisch behandeln, zusammenfänden, um zum Beispiel so wichtige Fragen zu diskutieren, wie der Übergang von der Schule in eine Therapieeinrichtung und zurück am besten und Erfolg versprechend organisiert werden kann.

Die jungen Patienten, die im Therapiezentrum Kannerschlass Suessem behandelt werden, werden zwar zeitweise aus ihrer Klasse herausgenommen und bleiben je nach Bedarf auch länger vom Unterricht befreit. Grundsätzlich gehören sie jedoch weiterhin ihrer Schule an. Regelmäßiger Austausch und gegenseitige Besuche sollen dafür sorgen, dass der Kontakt nicht abbricht und das Kind nach erfolgter Behandlung wieder zurück in seine vorige Lernumgebung findet.

Konzeptuelles Durcheinander

Neben dem Kannerschlass kümmern sich die Therapiezentren Andalë und Kannerhaus Jean um verhaltensgestörte Kinder. Die drei Einrichtungen waren vom Ministerium vor gut anderthalb Jahren gefragt worden, ein Konzept für weitere Therapieangebote zu schreiben. Nachdem sie ein Jahr an der mehr als hundertseitigen Analyse gefeilt und diese im Erziehungsministerium abgeliefert hatten, hörten die Autoren nichts mehr dazu. Stattdessen verschickte das Ministerium im April einen Projektaufruf an diverse Luxemburger Träger, doch Vorschläge für die Einrichtung von Intensiv-Therapieplätzen außerhalb der Schule einzureichen. Deadline für die Initiative: Das Konzept sollte binnen eines Monats auf dem Tisch liegen und die ersten Plätze am besten schon ab diesem September beziehbar sein. „Einen Monat, um sich ein therapeutisches Konzept zu überlegen, das kann doch nicht deren Ernst sein“, so der trockene Kommentar eines Psychologen.

Aus dem Aufruf ging indes nicht hervor, wie groß das Ministerium selbst den Umfang an Behandlungsplätzen einschätzt, außer dass in einer ersten Etappe 40 bis 50 Therapieplätze entstehen sollten. Ein Pressedossier zum Thema vom Februar dieses Jahres, das die schulischen Verfahren und Zuständigkeit rund um Kinder mit besonderem und spezifischem Förderbedarf erläutert, beinhaltete ebenfalls keine Zahlen. Auf Land-Nachfrage teilt Regierungsberater Pierre Reding aus dem Erziehungsministerium mit, dass für das Jahr 2018/2019 20 Kinder zur Therapie ins Ausland vermittelt wurden. In vergangenen Jahren waren es stets um die hundert, die im Ausland behandelt wurden. 60 Kinder stehen momentan auf der Warteliste für einen Therapieplatz. Im Jahr 2016/17 waren es 72 gewesen.

Sodass begründete Zweifel bestehen, dass die Zahl an verhaltensauffälligen Kindern wirklich so dramatisch gestiegen ist, wie die plötzliche Eile der Politik nahelegt – und sich die Frage aufdrängt, ob nicht eher die öffentliche Sensibilität gegenüber Kindern steigt, die nicht in die gesellschaftliche Norm passen und die im auf Leistung getrimmten Schulalltag anecken? Auch das wäre denkbar: Dass das Luxemburger Schulsystem für die sehr heterogene Schülerschaft nicht nur aufgrund seiner Sprachanforderungen, sondern auch aufgrund seiner Organisation – Riesenschulen, Frontalunterricht, wenig Bewegung und eigene Kreativität – nicht mehr adäquat ist.

Meischs Stufenplan

Auf einer Pressekonferenz im April hatte Claude Meisch seine Pläne vorgestellt, der sich als ein mehrstufiges Verfahren darstellt. Demnach sollen die 150 Speziallehrer, die neuerdings den Regionaldirektionen unterstellt sind, direkt in den Schulen aushelfen: Sie kümmern sich in erster Linie um die Betreuung von Kindern mit spezifischem Förderbedarf. Bei 154 Schulen klingt das nach nicht viel. Aber daneben gibt es weiterhin die Équipes de soutien des élèves à besoins éducatifs particuliers ou spécifiques, das sind die ehemaligen Équipes multiprofessionelles, bestehend aus Psychomotorikerinnen, Logopäden, Erzieherinnen, Sonderpädagogen, Psychologen. Noch sind die Regionaldirektionen dabei, die neuen Zuständigkeiten und Ressourcen zu organisieren, aber im Gespräch mit dem Land äußerte sich ein Inspektor einer Gemeinde im Süden optimistisch, mit den neuen Strukturen „die Probleme besser anpacken zu können“.

Unterstützt werden sie durch die von der Éducation différenciée übernommenen, in Kompetenzzentren umgetauften und um drei neue Schwerpunkte erweiterten Sonderschulen: eine davon soll sich speziell um verhaltensauffällige Schüler kümmern. Das Team um Diane Dhur, ehemalige Inspektorin und Leiterin des neuen Kompetenzzentrums, hat die Sisyphus-Aufgabe übernommen, einen Überblick zu ermitteln und dafür die verschiedenen Akteure angeschrieben. Einen offiziellen Bericht gibt es nicht; aber ausgehend von den Hilfen, die die Kinder und Jugendlichen über die ehemalige Édiff erreichen, unterscheiden Dhur und ihr Team in Kindern mit leichtem Förderbedarf, das sind wenige Stunden monatlich und laut Dhur 7 000 bis 8 000 betroffene Kinder. Mittleren Förderbedarf konstatieren sie bei rund 700 bis 800 Kindern und Jugendlichen. Rund 200 Kinder fallen in die dritte Kategorie, das heißt, sie sind so schwer verhaltensgestört, dass sie nicht in der Regelschule bleiben können.

Wenn die 50 neuen Plätze entstehen und die ersten Kinder kommen, stellt sich auch dort die Frage, wie sich die Maßnahme in das Gesamtangebot erzieherisch-therapeutischer Hilfen einreiht – und wie die dort betreuten Kinder wieder zurück in die Regelschule finden. Dass es nicht gehen kann, Kinder aus dem Unterricht herauszunehmen, einige Monate therapeutisch zu behandeln und dann zurück in dieselbe Schule mit denselben Bedingungen zu schicken, sieht auch Diane Dhur so. Bloß: Welche Anpassungen sind in diesem rigiden Schulsystem möglich, und vor allem: Wer sorgt konkret dafür, dass Kommunikation und Organisation rund um den Übergang wirklich funktionieren? Wenn Lehrkräfte sich weiterhin von solchen Fällen überfordert fühlen und individuelle, unkonventionelle Lösungen oft schon am Zeitmangel scheitern.

Einfach mehr Akteure ins Feld zu schicken, ohne sicherzustellen, dass Hilfsketten sinnvoll organisiert sind, ist insofern aus entwicklungspsychologischer und pädagogischer Hinsicht bedenklich: Weil Kinder dann Gefahr laufen, eine weitere Runde im Maßnahmenkarussell zu drehen, ohne wirksame Hilfe zu finden. Das Projekt Izegerstee wurde vor fünf Jahren ins Leben gerufen und richtet sich speziell an Kinder mit Verhaltensproblemen: Die Erzieher arbeiten eng mit Experten aus Berlin zusammen. Eine Evaluation über die Wirksamkeit und den Werdegang der dort Behandelten liegt bisher nicht vor.

Ines Kurschat
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