École privée Sainte Sophie

Alles beim Alten

d'Lëtzebuerger Land du 08.09.2005

Eine Woche vor der "Rentrée" ist bei einigen wenigen Schülern der katholischen Privatschule Sainte-Sophie noch immer unklar, ob sie im neuen Schuljahr dabei sein werden oder nicht. Die Kinder waren, gemeinsam mit ihren Eltern, im Juli von der Schule verwiesen worden - trauriger Höhepunkt eines monatelangen heftigen Streits zwischen Elternvertretern und der Schulleitung um die „richtige“ Partizipation und Loyalität an der Schule (siehe d’Land vom 15. Juli 2005). "Unsere Tür steht den Eltern und Schülern weiterhin offen", verspricht Albert Hansen, Präsident des Verwaltungsrates der Sainte-Sophie. Allerdings gehe dies nicht ohne Bedingungen: Eltern, die ihre Kinder trotz des Verweises weiterhin an der Schule behalten wollen, müssen einen Brief unterschreiben, den der Verwaltungsrat Anfang August erarbeitet hat und der Verhandlungsgegenstand des durch die Ombudsfrau für Kinderrechte angeleiteten Mediationsversuches gewesen ist. Die Mehrheit der zehn Eltern sieht die Schlichtungsbemühungen indes als gescheitert an. Grund: eben jener Brief vom Verwaltungsrat. "Die Bedingungen sind unzumutbar", sagte ein Elternteil, der im Sommer sein Amt als Elternvertreter als Schutzmaßnahme für die Kinder niedergelegt hatte, dem Land. In dem Schreiben werden die Eltern aufgefordert, auf sämtliche Ämter in der Schule - in der Elternversammlung, aber auch im neu zu gründenden "conseil d’éducation" - zu verzichten und die Autorität der Schulleitung anzuerkennen. Ohne ausdrückliche Einladung seitens der Direktion ist ihre Anwesenheit an der Schule in Zukunft nicht länger erwünscht, lediglich ihre Kinder dürfen kommen. "Das ist undemokratisch und unchristlich", empören sich die Eltern. Acht von ihnen haben bereits beschlossen, ihre Kinder nicht mehr zurückzuschicken. Ein paar der Schüler werden künftig den öffentlichen Unterricht besuchen, andere haben an anderen Privatschulen Unterschlupf gefunden. Ein Elternpaar ist noch unentschieden, ob es die Bedingungen "den Kindern zuliebe" akzeptieren soll. Ein weiteres Paar hat, nach einem einstündigen Gespräch, den Brief des Verwaltungsrates unterschrieben. Laut Hansen ist das Gespräch in ruhiger Atmosphäre verlaufen, es seien "alle Aspekte" des Streits beleuchtet worden und beide Seiten hätten die Gelegenheit gehabt, ihre Standpunkte zu erläutern. Auf die Nachfrage des Land, ob mit dem Schülerverweis nicht Kinder in Haft genommen würden für unterschiedliche Sichtweisen von Erwachsenen, sagte Hansen: "Wir haben nicht nur die Verantwortung für diese Kinder, sondern auch für die hundert anderen." Es habe keine andere Wahl gegeben, so der Verwaltungsratspräsident, der zugleich betonte, dass "Eltern unbedingt zum Erziehungswesen und zum Schulalltag dazu gehören". Unter "konstruktivem Mitarbeiten" verstehen beide Seiten auch nach der Mediation offensichtlich Unterschiedliches. Auch ein Gerücht, das in den vergangenen Wochen in der Eltern- und Schülerschaft der Privatschule kursierte, entkräftete Hansen: Nachdem der Direktor der Einrichtung, Jean-Paul Nilles, sich einer Operation unterziehen musste, hatte es geheißen, er werde seine Posten möglicherweise aus Krankheitsgründen aufgeben müssen. Dem ist nicht so. Nilles ist an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt.

Ines Kurschat
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