[lt]!-- /* Font Definitions */ @font-face {font-family:"Times New Roman"; panose-1:0 2 2 6 3 5 4 5 2 3; mso-font-charset:0; mso-generic-font-family:auto; mso-font-pitch:variable; mso-font-signature:50331648 0 0 0 1 0;} @font-face {font-family:"NewBaskerville SC"; panose-1:0 0 0 0 0 0 0 0 0 0; mso-font-alt:"NewBaskerville SC"; mso-font-charset:77; mso-generic-font-family:roman; mso-font-format:other; mso-font-pitch:auto; mso-font-signature:3 0 0 0 1 0;} @font-face {font-family:"New Baskerville"; panose-1:0 0 0 0 0 0 0 0 0 0; mso-font-alt:"New Baskerville"; mso-font-charset:77; mso-generic-font-family:roman; mso-font-format:other; mso-font-pitch:auto; mso-font-signature:3 0 0 0 1 0;} @font-face {font-family:"Lucida Grande"; mso-font-charset:0; mso-generic-font-family:auto; mso-font-pitch:variable; mso-font-signature:50331648 0 0 0 1 0;} /* Style Definitions */ p.MsoNormal, li.MsoNormal, div.MsoNormal {mso-style-parent:""; margin:0cm; margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; font-size:12.0pt; font-family:"Times New Roman"; mso-ansi-language:DE;} table.MsoNormalTable {mso-style-parent:""; font-size:10.0pt; font-family:"Times New Roman";} p.Pa2, li.Pa2, div.Pa2 {mso-style-name:Pa2; mso-style-next:Normal; margin:0cm; margin-bottom:.0001pt; mso-line-height-alt:9.55pt; mso-pagination:none; mso-layout-grid-align:none; text-autospace:none; font-size:12.0pt; font-family:"NewBaskerville SC";} @page Section1 {size:595.0pt 842.0pt; margin:72.0pt 90.0pt 72.0pt 90.0pt; mso-header-margin:35.4pt; mso-footer-margin:35.4pt; mso-paper-source:0;} div.Section1 {page:Section1;} --[gt]
Das hat ja so einen Bart. Der Sinnspruch passt beim Thema Frauen und Arbeitsmarkt vielleicht nicht ganz und doch: Wenn man die zwei jüngsten Studien liest, die das Chancengleichheitsministerium vor kurzem veröffentlicht hat, bleibt der Seufzer nicht aus: VielNeues hat das Ministerium nicht zu vermelden, alles schon malda gewesen.
Die gute Nachricht zuerst. Die weibliche Beschäftigungsquote steigt weiter. Sie belief sich im Jahr 2003 auf 52 Prozent, womit Luxemburg der durchschnittlichen Entwicklung im Europa der 15 allerdings weiterhin um gut acht Jahre hinterher hinkt. Den Grund für den allmählichen Aufwärtstrend nennt der seit 1996 in regelmäßigen Abständen erscheinende, mehr als 230 Seiten dicke Bericht Les femmes et le marché de l’emploi auch: Die Frauen profitieren vom anhaltenden Beschäftigungszuwachs, den Luxemburg, trotz jüngster Schreckensmeldungen wie Villeroy [&] Boch, TDK, Monopolund anderer, noch immer verzeichnet. Und dies sogar in stärkerem Maße als ihre männlichen Kollegen. Der Arbeitsplatzzuwachs betrug in den Jahren 2002 und 2003 für die Frauen 2,5 Prozent, während er sich bei den Männern lediglich auf 1,9 Prozent belief. Obwohlder Höhepunkt wirtschaftlichen Wachstums bereits zurückliegt, entstanden die meisten Jobs für Frauen in den vergangenen zwei Jahren weiterhin im Dienstleistungsbereich.
Das war es dann aber auch schon mit den Positivnachrichten. Ansonsten gilt, was für Frauen seit jeher zutrifft: Ihre Aussichten auf dem Arbeitsmarkt bleiben durchwachsen, daran hat das Plus an Beschäftigung nichts geändert. Von der rasant steigenden Arbeitslosigkeit sind Frauen wesentlich stärker betroffen, nämlich mit 4,6 im Jahr 2003 gegenüber 2,3 Prozent bei den Männern; eine Zahl, die von der aktuellen Entwicklung aber bereits überholt wurde. Laut Eurostat betrug die Arbeitslosenquote für Luxemburgs Frauen im Januar dieses Jahres 7,8 Prozent, während sie bei den Männern bei 3,8 Prozent lag. Die Gefahr von Frauen, arbeitslos zu werden, ist somit höher und steigt zudem mit dem Alter. Auf der Internetseite der Arbeitsverwaltung Adem sucht man diese geschlechtsspezifisch aufgeschlüsselten Daten vergeblich, und erstaunlicherweise hat sie nicht einmaldie Adem-Gleichstellungsbeauftragte parat.
Der Einstellungsrückgang im Finanzbereich hat weibliche Angestellte ebenfalls stärker getroffen. Sie verzeichneten einen Rückgang von 2,5 Prozent, bei den männlichen Angestellten war der Einbruch mit einem Prozent nicht so tief. Über die jüngsten Stellenreduzierungen im Industriesektor liegen keine Auswertungen vor (die Studie bezieht sich auf das Jahr 2003). Doch es ist anzunehmen, dass sich hier vollzieht, was sich im Ausland ebenfalls seit längerem beobachten lässt: dass in Zeiten von Stellenabbau, Flexibilisierung und Rationalisierung Frauen die ersten sind, die ihre Plätze räumen müssen. Eine Rolle spielt hierbei sicher die „geschlechtsspezifische Arbeitsmarktsegregation“: WeilFrauen im Durchschnitt häufiger niedrig qualifizier-te, schlechter bezahlte Tätigkeiten ausüben und sie zudem öfters befristete Verträge haben, sind sie schneller kündbar. In diesem Zusammen-hang sind Wiedereingliederungs-maßnahmen, mit denen Frauen als Sekretärin, Tagesmutter oder Haushaltsgehilfin, also für „typisch weibliche“ Arbeiten ausgebildet werden (Naxi, InitiativRëm schaffen, Zarabina), kritisch zu sehen. Sie verstärken die berufliche Segregation von Frauen. Das sagt auch die Europäische Kommission, die in ihrem Bericht zur Gleichstellung von Männern und Frauen aus dem Februar 2006 feststellt, „dass den größten Zuwachs bei der Frauenbeschäftigung jene Bereiche und Berufe zu verzeichnen hatten, in denen bereits jetzt überwiegend Frauen tätig sind“ – und in denen jahrzehntelange Diskriminierungen bis heute fortbestehen.
Zum Beispielbei den Löhnen, wo der Gender gap sich hartnäckig hält. Luxemburgs Frauen verdienen, je nach Berufsstatut und Branche, zwischen 15 und 20 Prozent die Stunde weniger als ihre männlichen Arbeitskollegen (in Belgien sechs, in Frankreich zwölf Prozent, Eurostat 2006). Sie sind zudem bei Teilzeitarbeit überrepräsentiert – und die ist oft schlechter bezahlt. Schlappe 1,7 Prozent der männlichen Beschäftigten in Luxemburg arbeiteten 2003 halbtags, damit ist das Großherzogtum absolutes Schlusslicht im Europa der 15. In den Niederlanden geht jeder fünfte Mann einem Teilzeitjob nach; selbst in Geschlechterfragen eher als konservativgeltenden Ländern wie Italien und Portugalweisen Männer doppelt so hohe Teilzeitquoten auf. Da erstaunt auch nicht, dass dieselbe Studie festhält, dass Kinderhaben Luxemburgs Väter in ihrer Erwerbstätigkeit ziemlich unbeeinträchtigt lässt. Anders die Frauen. Bei Müttern mit einem Kind betrug die Beschäftigungsquote im Jahr 2003 66,9 Prozent, bei drei Kindern ging aber nur noch jede zweite Mutter einer Erwerbsarbeit nach, bei vier Kindern und mehr schrumpft die Beschäftigungsquote sogar auf rund 41 Prozent – ein Beweis mehr, dass die Hauptlast daran, Kinder zu haben, in der Regel noch immer die Frauen tragen. So willes das christliche Familienbild.
Allerdings gilt die Beobachtung für Luxemburgerinnen und Ausländerinnen nicht gleichermaßen. Ein Vergleich der Beschäftigungsquoten zeigt, dass es weiterhin vor allem Luxemburgerinnen sind, die es sich aufgrund eines ausreichend hohen Gehalts ihres Ehemanns erlauben können, daheim zu bleiben. Das Phänomen des männlichen Familienernährers, der allein das Geld für den Lebensunterhalt (auch) der Ehefrau verdient, existiert demnach in vielen luxemburgischen Haushalten weiter. Das Bild vom modernen Vater, der gleichberechtigt im Haushalt und bei der Kinderbetreuung anpackt, entpuppt sich weitgehend als Wunschvorstellung erfolgloser Werbekampagnen. Die Karrierefrau als Beweis für eine grosso modo doch erfolgreich gelaufene Emanzipation von Frauen auf dem Arbeitsmarkt kann genauso wenig überzeugen. Dass Frauen die betriebliche Hierarchie vor allem von unten auffüllen, belegt die zweite Studie Les femmes dans la prise de décision économique. Deren Kernaussage fasst die Chancengleichheitsministerin Marie-José Jacobs selbst mit einem Satz zusammen: „Ily a un seulconstat à faire : la participation des femmes à la prise de décision économique n’a guère évolué .“ Die weibliche Präsenz in Führungsetagen stagniert seit der letzten Erhebung von 2001 auf exakt demselben Niveau. Im Jahr 2003 saßen lediglich 16 Prozent Frauen in den Verwaltungsräten, elf Prozent in der Direktion von Großunternehmen. Nur bei kleinen Betrieben hat sich die Zahlleicht verbessert: Dort kletterte der Frauenanteilvon 16 Prozent im Jahr 2001 auf 22, wobei allerdings nicht auszuschließen ist, dass eine veränderte Stichprobe zum besseren Resultat beigetragen haben mag.
In der Summe also null Fortschritt, sodass sogar die CSV-Politikerin Jacobs in ihrem Eingangswort nicht umhin kommt, zu fragen: „À l’heure actuelle, ilfaut se poser la question si la parité n’est réalisable que par des mesures contraignantes.“ Wer nun aber gedacht hat, die Ministerin werde energisch die Blusenärmelhochkrempeln und ein neues, nachhaltiges Kapitelin Luxemburgs Gleichstellungspolitik beginnen, sollte den im Februar dieses Jahres vorgestellten Nationalen Aktionsplan des Ministeriums (Plan d’action d’égalité des femmes et des hommes) lesen: Von Frauenpower ist darin nicht vielzu lesen. Ursprünglich von der Europäischen Kommission als zentrales Instrument gedacht, um das Gender-Mainstreaming in die jeweiligen nationalen Politikbereiche einzuführen und somit die Sache der Frauen allgemein, insbesondere aber auch auf dem Arbeitsmarkt voranzutreiben, fällt die Luxemburger Version recht zahnlos aus. Wenig Konkretes, dafür viele Absichtserklärungen, bemängelte der nationale Frauenrat CNFL in seinem Avis zu Recht.
Beim Stichwort „Wirtschaftswelt“ wird auf den im Wirtschaftsministerium koordinierten, mit sämtlichen Ministerien und den Sozialpartnern abgestimmten Innovationsplan (Plan national pour l’innovation et le plein emploi) als Maßnahme verwiesen. Er formuliert als Ziele unter anderem, die berufliche Mobilität zu erhöhen und die geschlechtsspezifische Segregation auf dem Arbeitsmarkt zu bekämpfen. Wie das gehen kann, wird aber nicht verraten. Unter der Überschrift „Männliche (!) und weibliche Beschäftigungsquoten anheben“ wird der Ausbau von Betreuungsstrukturen versprochen, wie ihn auch die EU zum Zielvorgegeben hat: 33 Prozent mehr Krippenplätze pro Jahr zwischen 2005-2007; darüber hinausgehende eigene Ideen hat das Ministerium offenbar keine.
Überhaupt ist die Europäische Kommission in ihrem Bericht zur Gleichstellung in entscheidenden Punkten weiter. Weildie Arbeitsmarktpolitik der nationalen Souveränität unter-liegt, haben verschiedene Punkte im Kommissionspapier lediglich Aufforderungscharakter, darunter die flexibleren Arbeitszeitregelungen und ein dichteres Kinderbetreuungsnetz, um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu gewährleisten, Reform der Steuer- und Sozialleistungssysteme in Angriff nehmen, um negative Anreize, die Frauen aus dem Arbeitsmarkt herausbefördern, zu beseitigen und stattdessen positive Anreize zu schaffen, erwerbstätig zu bleiben. Aber immerhin: Dass „Fortschritte bei der Gleichstellung (…) in den letzten Jahrzehnten vor allem mithilfe von Rechtsvorschriften erzielt“ wurden und es konkreter Fristen bedarf, um zu gewährleisten, dass ein Programm oder eine Maßnahme auch umgesetzt werden, hat inzwischen selbst die Kommission eingesehen. Auf den Aktionsrahmen für die Gleichstellung der Geschlechter, der im März 2005 von den europäischen Sozialpartnern verabschiedet wurde, solldeshalb ausdrücklich ein jährlicher Fortschrittsbericht folgen.
In Luxemburgs nationalem Gleichstellungsplan ist indes die vom Chancengleichheitsministerium im Oktober 2005 angekündigte Evaluation der „positiven Aktionen“ aufgeführt, neben einer Studie zur Lohndifferenz und weiteren Analysen. Wann sie stattfinden, was sie genau untersuchen sollen, und vor allem wie mit den Resultaten politisch umgegangen werden soll, darüber schweigt sich der Plan aber aus. Das wäre wohlzu vielaktive Politik gewesen. In einer Zusatzbemerkung heißt es nur, die Regierung habe entschieden, nach einer Versuchszeit von einer „obligation de moyens“ auf eine „obligation de résultat“ zu wechseln, um jene Diskriminierungselemente zu beseitigen, die „objektiv“ nicht erklärt werden könnten. Ein konkreter Zeitpunkt wird nicht genannt. Auf Nachfrage des Land sagte Maddy Mulheims, Erste Regierungsberaterin im Chancengleichheitsdossier, die Fristen ergäben sich bei der Evaluation der „positiven Aktionen“ aus der vergangene Woche getätigten Auftragsvergabe, erste Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen. Die Lohnstudie wird laut Ministerium frühestens in drei Jahren kommen, Jahre, in denen die – gesetzlich verbotene – Lohndiskriminierung fortdauert.
Was bei einer solchen Untersuchung herauskommen wird, ist jedoch jetzt schon absehbar, schließlich ist das Phänomen nicht auf Luxemburg begrenzt und forscht die Arbeitssoziologie seit vielen Jahren weltweit dazu: Dass nämlich Männer alle möglichen fadenscheinige Gründe finden, um ihr Revier vor weiblicher Konkurrenz abzuschotten. Als in Norwegen, trotz „freiwilliger Selbstverpflichtung“ der Unternehmen, der Frauenanteilin den Vorstandsräten unverändert bei mageren acht Prozent herumkrebste, führte die christdemokratische Familienministerin Laila Dåvøy schließlich entnervt die Quote ein (d’Land vom 28. Oktober 2005). Doch nicht einmaldazu kann sich die CSV-LSAP-Regierung durchringen – und die Frauenverbände sind zu schwach und zu brav, das allein durchzusetzen. Sodass man die Kernaussage des nächsten Gleichstellungsberichts getrost hier schon malvorweg nehmen kann. Sie wird lauten: Frauen werden auf dem Arbeitsmarkt gegenüber Männern weiterhin benachteiligt. Wetten?