Kino

Engel und Löwen

d'Lëtzebuerger Land du 06.09.2019

Mike Banning (Gerard Butler) ist immer noch des Präsidenten erster Mann, wenn es um den Personenschutz und die Abwehr von terroristischen Angriffen auf die USA geht. In Angel Has Fallen allerdings wird er aufgrund eines Komplotts selber zum Staatsfeind Nummer eins, zum „gefallenen (Schutz-)Engel“, und muss jetzt nicht nur den Präsidenten und sein Land auf eigene Faust verteidigen, sondern auch seine Familie vor Gefahr bewahren – dabei setzt das FBI, das für den wahren Feind vorerst blind ist, alles daran, um Banning dingfest zu machen ...

Es ist auffallend, wie überaus negativ diese Filmreihe aufgrund ihrer besonders konservativen, ja aggressiv-patriotischen Haltung und des Propagierens stereotyper Feindbilder rezipiert wird. In Olympus Has Fallen (2013) waren es noch Nordkoreaner, und in London Has Fallen (2016) war es ein pakistanischer Waffenhändler, der für die Anschläge verantwortlich war. Diesmal jedoch stammt der Feind aus den eigenen Reihen.

Freilich ist auch der neueste Teil ein durch und durch propagandistischer Film, der von Formelhaftigkeit und Vorhersehbarkeit geprägt ist, so dass man sich schwerlich des Eindrucks erwehren kann, diesen Film so schon etliche Male gesehen zu haben. Natürlich ist es Bannings alter Freund aus der Militär-Zeit, Wade Jennings (Danny Huston), der zum Abtrünnigen wird. Er sieht sich als eine Art unbändigen „Löwen“ und fühlt sich durch die Friedenspolitik des Präsidenten in seiner Existenz bedroht. Natürlich ist das FBI unfähig, das über-offensichtliche Komplott sofort zu durchschauen. Natürlich wird die amerikanische Familie von außen bedroht. Das Motiv des „innocent man on the run“ ist spätestens seit Alfred Hitchcock zu einer bewährten Formel für Suspense-Kino geworden, indes will sich tatsächlicher Nervenkitzel hier nie wirklich einstellen. Denn eigentlich ist ja klar, dass dieser Mike Banning übermenschliche Fähigkeiten besitzt und das System so genau kennt, dass er nicht nur den staatlichen Institutionen, deren Vorgehensweisen er bestens durchschaut, stets einen Schritt voraus ist, sondern auch den eigentlichen Angreifern überlegen ist. Dabei lässt Regisseur Ric Roman Waugh keinen Raum für Subtilität oder Nuancen, so schematisch und ideologisch transparent ist dieser Film.

Es lohnt der Blick auf den von Gerard Butler verkörperten Action-Helden und seine Beziehung zum Präsidenten. In diesem Mike Banning erkennen wir den mustergültigen amerikanischen Helden, der sich durch seine Loyalität, sein Vertrauen, sein Pflichtbewusstsein auszeichnet und der trotz seines zerstörten Körpers weiterkämpft, weil sein Land ihn braucht. Wie der Western-Held, der sein Denken und Handeln vollkommen vereint hat und damit in seiner Rolle als Ordnungshüter ganz bei sich ist, ist auch Mike Banning ein eingeschworener Mann des Staates, der nun die Grenzüberschreitungen wagt, weil sie in der Logik des Films absolut legitim sind – und ebenso wie im Western liefert er sich dann das finale Duell mit seinem Widersacher, um die Ordnung wiederherzustellen.

Während in Olympus Has Fallen mit Aaron Eckhart noch ein Präsident auftrat, der selbst zur Waffe greift, um sein Land gegen Terroristen zu verteidigen, ist mit Morgan Freeman diesmal ein schwarzer Präsident im Amt, der mit seiner souveränen Ausstrahlung – so scheint es – für eine nostalgische Rückbesinnung auf Barack Obama steht und der von einer pazifistischen Haltung geprägt ist; kurz nach seinem Aufwachen aus dem Koma hat er dann auch bereits die passenden, nahezu philosophischen Parolen über Vertrauen und Treue parat.

Der Film feiert diesen heroischen Patriotismus als Loblied auf eine amerikanische Nation, die womöglich auf der Leinwand gleichsam nach Bestätigung und Aufrechterhaltung dieser Werte sucht, ja beinahe so, als ob man das durch den aktuellen Präsidenten Donald Trump beschädigte Image der imperialen Weltmacht – ganz direkt spielt der Film dann auch auf die angeblichen russischen Machenschaften während der Präsidentschaftswahl an – wieder aufpolieren müsste.

Marc Trappendreher
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