Erneuerbare Energien

Sonnige Jobs?

d'Lëtzebuerger Land vom 23.09.2010

Die Europäische Union will Energie sparen und die erneuerbaren Quellen fördern. Dazu haben alle Mitgliedstaaten sich nationale Aktionspläne gegeben; Luxemburg auch – der Plan ist erst zwei Monate alt und reicht bis zum Jahr 2020. Und in der noch nicht ausgestandenen Wirtschaftskrise sind es nicht nur grüne Politiker, die mit einer „grünen“ Diversifizierung der Industrie Hoffnungen auf neues Wachstum und neue Arbeitsplätze verbinden.

Vielleicht lassen die energiepolitischen Weichenstellungen auch irgendwann neue Berufsbilder entstehen. Denn obwohl seit 2001 die Nutzung von Windkraft, Biomasse und Solarenergie massiv gefördert wird, seit vier Jahren ein neuer Akzent auf energiesparendem Bauen liegt und mittlerweile 800 Luxemburger Handwerksbetriebe das von der Handwerkskammer vergebene Label Energie fir d’Zukunft tragen, weil sie im Bereich Energieeffizienz und erneuerbare Energien geprüfte Qualitätsarbeit leisten: einen „Solartechniker“ oder „Windkrafttechniker“ als Lehrberuf gibt es noch immer nicht. Im Ausland, in Deutschland etwa, ist das anders.

Allerdings werden von den heimischen Handwerkfirmen solche neuen Berufe gar nicht nachgefragt. „So etwas grundsätzlich Neues sind Anlagen, die erneuerbare Energien nutzen, nun auch wieder nicht“, sagt René Theisen, der für den Energiebereich zuständige Berater bei der Handwerkskammer. Ob es darum geht, Solarkollektoren auf einem Dach zu installieren, eine energieeffiziente Heizung zu montieren, einen Windpark aufzubauen oder ein Passivhaus zu errichten: Da seien Elektriker, Heizungs- und Klimaanlageninstallateure, Dachdecker beteiligt, allesamt Gewerke, die es schon lange gibt. „Die Zusatzqualifika-tionen erwirbt man dann im Job“, sagt Theisen. Zum Beispiel in den Weiterbildungen, wie sie die Handwerkskammer den Betrieben anbietet, die das Label Energie fir d’Zukunft erwerben möchten.

Dass etwa ein in Deutschland ausgebildeter Solartechniker ein besserer Installateur für Solaranlagen sei, ist auch für Frank Steichen nicht ausgemacht. Steichen ist Mitbegründer und Teilhaber der Solartec s.à r.l. in Blaschette, die sich auf Fotovoltaik-Anlagen spezialisiert hat. „In Deutschland werden schnell mal neue Titel erfunden“, meint er.

Neue Qualifikationen hält Steichen trotzdem für gut: Ein „Solartechniker“, wie er ihn versteht, wäre kein Installateur. Sondern er würde zum Kunden gehen, vor Ort die Gegebenheiten für die zu installierende Anlage erheben und den Kunden beraten, die Anlage anschließend dimensionieren und sie verkaufen. Was freilich ziemlich hoch qualifizierte Tätigkeiten sind. Dafür könnte es „vielleicht einen Meisterbrief“ geben, sagt Steichen – am besten einen, der nicht nur auf Solaranlagen beschränkt ist, sondern den Bereich erneuerbare Energien insgesamt umfasst und sogar noch praktisches Energiesparen einschließt. Zum Beispiel sei einer der beiden Solartechniker seiner Firma Meister für Heizungs- und Sanitärinstallation, habe sich anschließend in Deutschland noch zum Energieberater weitergebildet und sei nach seiner Anstellung bei Solartec betriebsintern noch ein Jahr lang umgeschult worden. Die neue Ausbildung zum Gebäudetechniker des Redinger Lyzeums geht in diese Richtung (S.6).

Vielleicht beantwortet sich die Frage nach neuen Berufsbildern aber auch je nachdem, welche Entwicklung die Energie- und Umweltbranche nimmt. Nach den Vorgaben der EU soll bis 2020 der erneuerbare Anteil am Luxemburger Energieverbrauch gegenüber 2005 um den Faktor elf zunehmen.

Peter Feist
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