Die Hotelsschoul heißt künftig École d’hôtellerie et de tourisme du Luxembourg und bietet einen BTS im Hospitality-Management an

Who the Heck?

d'Lëtzebuerger Land vom 23.03.2018

„Wenn ich das so sagen darf: Diese Schule ist ein kleiner Geheimtipp“, sagt Michel Lanners, Direktor der Hotelsschoul in Diekirch. Diesen Satz wird er an diesem Tag mehrmals wiederholen, er hat ihn sich zurechtgelegt, als Teils des Plädoyers, der Öffentlichkeitsoffensive, die er für seine Schule starten will. Klein, geradezu familiär ist die Schule mit 270 Schülern tatsächlich, vielleicht auch deshalb, weil sie abseits der demografischen Ballungsgebiete im Zentrum und Süden des Landes ihr ganzes Potenzial nicht entfalten kann. Sie habe international, durch ihre Absolventen und Praktikanten in großen Etablissements, einen viel besseren Ruf, als daheim.

Um das zu ändern, kam vergangenen Mittwoch Unterrichtsminister Claude Meisch bis in den Norden, um bekanntzugeben, das Lycée technique hôtellier Alexis Heck werde umgetauft in École d’hôtellerie et de tourisme du Luxembourg. Der neue Name soll allseits bedeuten, was die Schule zu bieten hat; der eher auf lokaler Ebene bekannte Tourismus­pionier Heck künftig aber noch als Namensgeber für das Schulrestaurant gewürdigt werden.

Die Namensänderung ist aber nicht die einzige Neuerung, die Lanners, ehemaliger Erster Regierungsrat im Unterrichtsministerium und CSV-Mitglied, nach elf Monaten in Diekirch anzukündigen hat. Wenn das Programm zugelassen wird, und in diesem Punkt ist Lanners optimistisch, soll in Diekirch ab kommendem Schuljahr einen BTS-Studiengang im Bereich „Hospitality Management“ angeboten werden. Was Manager im Hospitality-Business brauchen? „Sehr viele Soft-skills“, sagt Lanners, „sie müssen freundlich sein, aufmerksam, reaktiv, einen Sinn für Kunden-Service haben.“ Wie man einen solchen Sinn entwickelt? Der ist laut Direktor in der DNA der Schule verankert: „Wenn man hier hereinkommt, grüßen einen die Schüler!“

Was erst abstrakt klingt, konkretisiert sich beim Blick in den Lehrplan des zweijährigen BTS-Programms, das auf eine Karriere auf Führungsebene in der Tourismusbranche oder im Hotelgewerbe vorbereiten soll. Darin stehen neben klassischen Betriebswirtschaftskursen, Finanzanalyse, Buchführung, Personalverwaltung oder Marketing, auch solche Kurse, die spezifisch auf den Fachbereich zugeschnitten sind. So lernen die Studenten, wie der Empfang eines Hotels organisiert ist, wie die Haushaltsführung oder auch wie Essen und Trinken besorgt werden. Wer in der Verwaltung eines großen Hotels mit Hotelrestaurants arbeite, müsse selbst nicht Koch sein, aber er muss wissen, wie die Hotelküche arbeitet, erklärt Lanners. Auf dem Lehrplan der Studenten, die ein sechsmonatiges Praktikum absolvieren müssen, stehen außerdem Eventmanagement, die Prinzipien und der regulatorische Rahmen der Tourismusindustrie, sowie Wirtschaftsfranzösisch und Wirtschaftsenglisch.

Nächstes Jahr soll zudem mit einer 13e Gestion de l’hospitalité ein neuer Sekundarschulabschluss angeboten werden, den Lanners als fehlendes Bindeglied zwischen dem aktuellen Angebot und dem neuen BTS bezeichnet. Ins BTS, erklärt er, können sich aber auch andere Sekundarschulabsolventen einschreiben, die aus dem klassischen Lyzeum kommen, Vorbereitungskurse sind vorgesehen.

Wie es nach dem BTS, zu dem maximal 15 Studenten zugelassen werden können, weitergehen soll, haben sich die Verantwortlichen der Hotelsschoul ebenfalls überlegt. Damit die Studenten nach ihrem BTS ein Bachelor-Diplom erwerben können, hat die Schule mit der École Ferrandi in Paris ein Abkommen unterzeichnet. Ein weiteres mit der Emirates Academy in Dubai soll im Herbst während der Fachmesse Expogast unterschrieben werden. Mit dem Brussels Business Institute, das eine Filiale in Wiltz hat, liege ebenfalls eine Übereinkunft vor, die Studenten durch ein weiteres Studienjahr ein Bachelor-Diplom abschließen zu lassen. „Kein Abschluss ohne Anschluss“, sagt Lanners – durch diese Abkommen stehe den BTS-Studenten der Weg zu einer im Bologna-System anerkannten Ausbildung offen.

Den Bachelor der Privatschule BBI in Wiltz empfindet der Schuldirektor deshalb nicht als Konkurrenz-, sondern als Zusatzangebot. Die BBI rekrutiere ihre Studenten international. Das Angebot der Diekircher Hotelschule richte sich an die Gebietsansässigen, und sei – ein nicht unwesentlicher Punkt – für die Studierenden gratis. Die öffentliche Schule, findet der ehemalige Regierungsrat, stehe in der Pflicht, ein breites Ausbildungsangebot bereitzustellen. Nicht nur, weil das Ausbildungswesen immer mehr zur Wirtschaftsbranche werden, sich Studenten hoch verschuldeten, um Studiengebühren zu zahlen. Sondern auch, weil es für die Absolventen der Luxemburger Sekundarschulen immer schwieriger werde, in ausländischen Universitäten und Hochschulen angenommen zu werden, sieht Lanners den neuen BTS-Abschluss in einer Linie mit den Bemühungen, eine medizinischen Fakultät an der Uni aufzubauen oder die Physiotherapeutenausbildung anzubieten.

Michèle Sinner
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