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leitartikel

Signalstörung

Stéphanie Majerus

Luxemburg solle zu einem „AI-Hub» werden, forderte die Handelskammer Mitte Mai. Nahezu zeitgleich versicherte die CSV-DP-Regierung während einer Pressekonferenz, eben so wolle sie sich bei ausländischen Unternehmen positionieren. Derweil hängen Werbeplakate für das Nexus-Tech-Symposium an Laternenmasten. Ein Event, das kommende Woche stattfindet, organisiert von der Marketingagentur The Dots sowie dem Medienunternehmen Maison Moderne – die Gemeinde Luxemburg unterstützt die Veranstaltung ab diesem Jahr bis 2027 mit 750 000 Euro.

Gut möglich, dass KI-Modelle künftig das eine oder andere Problem lösen. Gut möglich, dass sie auch das eine oder andere Problem verschärfen. Wie beispielsweise Kommunikationsstörgeräusche in demokratischen Gesellschaften. Als die DP-Abgeordnete Corinne Cahen im Winter während der Budget-Debatte fragte: „Wéi kritt een nach e Message véhikuléiert, deen d’Leit nach gleewen, och als Politik?“, durfte man hoffen, sie würde diese Herausforderung ernsthaft reflektieren. Statt eines Lösungsansatzes verlangte sie „Grondvertrauen an d’Demokratie an an d’Institutiounen“. In einem RTL-Interview meinte Universitätsrektor Jens Kreisel, man werde angesichts der KI-Entwicklungen sehen, dass die Demokratie „doch recht fragil ist“. Worauf Premier Luc Frieden lapidar antwortete: Nicht KI sei das Problem, sondern russlandfreundliche Regierungen.

„Das Medium ist die Botschaft“, schrieb einst der Medientheoretiker Marshall McLuhan. Was ist nun die Botschaft der Large Language Models? Der Publizist und Physiker Ferdinand Muggenthaler meint, „dass das Medium als Akteur auftritt“. Es entwickle sich eine neue „Intimitätsökonomie“ im Zusammenhang mit KI-Kommunikationstechnologien, schreibt der Historiker Graham Burnett. Menschen diskutieren zunehmend mit KI-Chats über Kochrezepte, Beziehungsprobleme und Politik. Erste Hinweise dafür, dass Chatbots geschickt darin sind, Menschen von politischen Meinungen zu überzeugen, liefert eine Studie der Universität Zürich.

Abstrus wird es auch, wenn Politiker ihr Denken an KI-Bots auslagern, wie ein Bettendorfer Schöffe es tat. Er postete Mitte März ein KI-Video, das warnte, durch die Fusion zur Nordstad werde ins „Herz der Gemeinde eine gute Portion an sozialen Wohnungsbau“ verpflanzt. Kurz darauf löschte der Schöffe das Video und distanzierte sich: Er sei darauf hingewiesen worden, dass der Clip despektierlich gegenüber „Frauen mit Kopftuch und nicht-weißen Personen“ sei. Neben Denkfaulheit nannte Jean-Jacques Rommes als Mitglied der nationalen Ethikkommission ein weiteres Kommunikationsproblem: Die Flut an KI-Bildern und -Texten ziehe indirekt auch die Glaubwürdigkeit verlässlicher Informationen in Mitleidenschaft.

Das Tempo der Meinungsbildung ist schon jetzt durch die sozialen Medien entfesselt, eine Öffentlichkeit die sich durch Argumente selbst reguliert ist am erodieren. Anders als aggregierte Medienorgane entziehen sich die Plattformen der Tech-Bros zudem dem Medienrecht. Auch hierzu kam wenig Überzeugendes von Regierungsseite. Die ehemalige Journalistin Corinne Cahen munkelte gar, ob Presseorgane mit KI „kreative“ Inhalte in die sozialen Netzwerke spülen könnten, um eine junge Leserschaft zu gewinnen. Das kommt Meta-Inhaber Mark Zuckerberg entgegen; er nutzt das Material seiner Plattformen, um seine KI-Modelle zu trainieren.

Die Regulierungsbemühungen hinken derweil den Entwicklungen in der Tech-Branche hinterher. Und auch der AI Act verlässt sich in weiten Zügen auf die Selbsteinschätzung der Unternehmen. Doch die Regierung fürchtet die Konkurrenz aus dem Ausland und möchte nicht auf die Bremse treten, um über Kontrollmechanismen nachzudenken. „Et geet drëm vir mat bäi ze sinn“, sagte Wirtschaftsminister Lex Delles vor einem Monat. Die Handelskammer empfindet die europäischen regelbasierten Bürokratien ohnehin als Zumutung, sie fordert „le Luxembourg doit agir sans délai“. Die demokratische Öffentlichkeit dürfte aus dieser Beschleunigung als Verliererin hervorgehen.

Landkonscht

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