Gold & Wood

Holz, Büffelhorn und Klunker

d'Lëtzebuerger Land vom 10.12.2009

Jennifer Lopez, Steven Spielberg und der Sultan von Brunei haben eines gemeinsam: sie alle tragen luxemburgische Brillen. Die Brillen stammen von Gold [&] Wood, einer Firma, die seit mehr als zehn Jahren handgefertigte Brillenmonturen aus Edelholz, Gold und Büffelhorn herstellt. Nach mehreren Auszeichnungen wird die Hosinger Firma nun auch mit Boucheron, einem Pariser Juwelier zusammen arbeiten.

Das flache Gebäude mit den schwarzen Außenmauern ist neben den anderen Firmensitzen in der Hosinger Industriezone leicht zu übersehen. Vor allem aber ahnt man nicht, dass hinter diesen Wänden ein Luxusprodukt hergestellt wird. Die Firma, die „Paris“ unter ihren Namen schreibt und größtenteils ins Ausland liefert, ist auch sonst unauffällig hierzulande. Doch in Hosingen werden alle Etappen der Produk­tion der Luxusbrillen von Gold [&] Wood ausgeführt. Im Firmensitz erlebt man ein sehr detailverliebtes Handwerk.

Der erste Schritt ist die Wahl des Materials. Bereits hier unterscheidet sich Gold [&] Wood von herkömmlichen Firmen, denn zur Auswahl steht eine Reihe exotischer Holzarten wie Bubinga aus Kamerun oder Gabun, Rosenholz aus der Guyane, Veilchenholz aus Brasilien sowie Tanganika Holz aus Afrika, Bolivien oder Canada.

Die Firma versichert, dass das Edelholz aus legalem und kontrolliertem Anbau stammt und die Nutzung verläuft äußert sparsam (mit einem ge­fäll­ten Baum können tausende Monturen hergestellt werden). Die Monturen bestehen allerdings nicht nur aus Holz, auch afrikanisches Büffelhorn wird zur Herstellung der Luxusmonturen verwendet. Auch hier betont die Firma, dass auf die Umwelt zu achten: beim Abschneiden der Hörner werden keine Tiere verletzt oder getötet.

Dies sind die beiden Materialien, die vorwiegend für die Ohrbügel und Brillenfassung verwendet werden. Dabei werden eine Reihe von dünnen, gefärbten oder natürlichen Holzblättern furniert, das heißt unter starker Hitze zusammengepresst. Ein spe­ziel­ler Klebstoff, der zwischen den Blättern angebracht wurde, sorgt so für die nötige Stabilität. Scheiben, die aus den Spitzen der Büffelhörner geschnitten wurden, werden anhand einer ähnlichen Technik an das furnierte Holz angebracht. Die vorgegebenen Maße der Gestelle müssen nach diesem Vorgang bis auf den Millimeter genau passen. Nachdem die Bügel in Form gebracht werden, kommt eine der wichtigsten Etappen: das Polieren.

Die Oberflächen werden mehrmals geglättet, vor und nach dem Lackieren. Um das bestmögliche Resultat zu erlangen, werden Schleifmaschinen, Bürsten und sogar gewöhnliches Sandpapier benutzt. Diese Etappe ist vor allem wichtig bei Brillenmonturen mit Büffelhorn, da das wahre Farbspiel des Materials erst nach gründlichem Polieren erkennbar ist.

Im Grunde dauert die Herstellung einer einzigen Brillenmontur anderthalb Stunden. Diese sorgfältige Detail­arbeit ist ausschlaggebend für die Qua­lität der Produkte von Gold [&] Wood. „Wir könnten verschiedene Etappen kürzen, doch wir wollen keine Risi­ken eingehen und lang haltende, qualitative Produkte herstellen“, so Soliman Marcelli, Sprecher der Firma, die 1995 von Maurice Leonard gegründet wurde.

Seitdem hat sich Gold [&] Wood in der Luxuswelt einen sicheren Platz erkämpft. Im Jahre 2004 gewann Gold [&] Wood die erste Silmo d‘Or (sozusagen die Palme d‘Or der Brillenwelt) für das Modell Star aus der Sunwear-Kollektion. Kurz darauf wurde die erste Geschäftsstelle in den USA geöffnet. In Miami wurden die Produktserien dem amerikanischen Luxusmarkt angepasst: Die Kollektion mit dem aufschlussreichen Namen Bling Bling wurde zum Erfolg. und die Staaten wurden zum Hauptmarkt für Gold [&] Wood. Dass in den USA die Brillen anders in Szene gesetzt wurden als in Europa, sieht man in der „Celebrities“-Seite der Gold [&] Wood Homepage: Ein Baywatch-Star im Korsett räkelt sich hier vor lautem Publikum auf einer Wohltätigkeitsversteigerung in der Playboy-Mansion und wirbt während dem für die Gold [&] Wood-Bille auf ihrer Nase. Hosingen ist weit entfernt.

Doch auch in Frankreich ist Gold [&]Wood sehr begehrt. Neben den vielen Händlern, die Gold [&] Wood-Brillengestelle verkaufen, entwirft und erschafft die Firma nun auch eine ganze Kollektion für Boucheron, ei­n bekanntes Pariser Juwelierhaus, das 2000 von Gucci aufgekauft wurde. „Boucheron legt uns zwar einige Richtlinien vor, aber wir entwerfen die Brillen, stellen sie her und organisieren den Vertrieb und die Verwaltung,“ so Soliman Marcelli. Auf diesen Vertrag scheint die Firma besonders stolz zu sein; Marcelli spricht von einem „großen Erfolg für das luxemburgische Know-how“. Die Kollektion, die Sonnenbrillen für die nächste Saison vorstellt, reicht von klassischen Modellen bis hin zu ausgefallenen Brillen. Das Model Plume de Paon zum Beispiel besteht aus Bügeln, die in Detailarbeit der Form einer Feder angepasst sind.

Gold [&] Wood ist Teil der Wood Optic Diffusion, zu der auch das Juweliershaus Korloff gehört, dessen Juwelen die Luxusprodukte von Gold [&] Wood schmücken, sowie Woodlook, die Brillenmonturen für ein jüngeres Publikum anbietet, und Evolu­tion Art, eine moderne Brillenkollektion, die in Zusammenarbeit mit Jean-Francois Rey entstanden ist. Wood Optic Diffusion spricht also verschiedene Kundenwelten an. Überraschenderweise waren es aber die Luxusprodukte, die die Finanzkrise traf. „Bei den Monturen mit den Edelsteinen haben wir einen deutlichen Abschwung erlebt. Die Leute sind vorsichtiger und geben ihr Geld intelligenter aus,“ so Soliman Marcelli. Gold [&] Wood hatte vor der Krise viel Erfolg in Russland und dem Mittleren Osten, wo „Menschen gerne ihren Reichtum zeigen“. „Vor der Krise in Dubai haben wir dort viele Monturen aus Gold verkauft. Hier in Luxemburg haben nicht viele Menschen Diamanten auf ihren Brillenmonturen“, erklärt der Sprecher.

Ganz ausgeblieben ist die Nachfrage nach Luxusbrillen nicht: das Modell Prestige (253 Diamanten und Plättchen aus massivem Gold) mit dem stolzen Preis von 50 000 Euro wurde zweimal in den letzten drei Wochen verkauft. Ein Kunde wird die Brille laut Soliman Marcelli sogar persönlich mit dem Jet in Paris abholen. Ganz nach dem Motto, das Gold [&] Wood auf der Homepage erwähnt: „Diamonds know no borders“.

Claire Barthelemy
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