Chaja bat Mosche Lwow

Karl Marx’ Wasserbilliger Großmutter

d'Lëtzebuerger Land vom 08.04.2016

Dem Trierer Rechtsanwalt Heinrich Marx war der wirtschaftliche und gesellschaftliche Erfolg nicht unwichtig. Deshalb hatte er sogar seinen Vornamen geändert und dem Glauben seiner Vorfahren abgeschworen. Umso mehr machte er sich Sorgen, dass aus seinem ältesten Sohn nichts Rechtes werde.

Um den inzwischen in Berlin studierenden Karl von der Notwendigkeit eines gutbürgerlichen Berufs und einer gesicherten Existenz zu überzeugen, schrieb Heinrich Marx ihm am 12. August 1837 aus Bad Emsen einen Brief. Darin erinnerte er an seinen eigenen Lebensweg und an seine Eltern: „Habe ich außer dem Daseyn nichts von den Meinigen erhalten – doch ohne ungerecht zu seyn, von meiner Mutter Liebe – und wie habe ich gekämpft und gelitten, nur solange als mö[glich] sie nicht zu kränken.“1

Heinrich Marx’ liebevolle Mutter Chaja, Karl Marx’ Großmutter, war zu dem Zeitpunkt schon 14 Jahre lang tot. Sie wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts als Tochter des Rabbiners Mosche Lwow und von Bella, der Tochter von Meïr Eger aus dem bayrischen Fürth, geboren. Das Amt des Gemeindevorstehers war in jüdischen Gemeinden oft erblich. Dann wurde der Nachfolger eines Rabbiners einer seiner Söhne oder Schwiegersöhne, wenn dieser nur das erforderliche Mindestmaß an Frömmigkeit und Torah-Kenntnissen aufbrachte. Der Wiener Historiker Berhard Wachstein verfolgte die fromme Ahnenreihe Chajas bis zu „Meïr Katzenellebogen, de[m] berühmten[n] Rabbiner und Vorsteher der talmudischen Hochschule in Padua“, und bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts zurück2.

Laut dem Trierer Lokalhistoriker Heinz Monz3 amtierte Chajas Vater Mosche Lwow „von 1764 bis zu seinem Tod am 5. August 1788 als Rabbiner in Trier. Sein Grab befindet sich noch heute auf dem jüdischen Friedhof in Trier, der vermutlich Anfang des 16. Jahrhunderts angelegt worden ist“.

Wann Chaja bat Mosche Lwow geboren wurde, ist nicht genau festzustellen. Der deutsche Genealoge Gero von Wilcke4 gibt in einem Stammbaum ohne Quelle das Jahr 1753 an. Der niederländische Germanist Jan Gielkens5 schreibt ebenfalls ohne Quellenangabe „ca. 1757“. Laut ihrem Sterbeakt von 1823 ist Chaja im Alter von 70 Jahren verstorben. Stimmt dies, wurde sie im Jahr 1753 geboren. Der Sterbeakt gibt als Geburtsort das bayrische Ansbach an.

Im Alter von etwa 20 Jahren heiratete Chaja um 1774 den Rabbiner Mordechai aus dem tschechischen Postoloprti. „Der genannte Mordechai dürfte etwa 1743 geboren sein und müßte Postoloprti spätestens vor dem Jahre 1777 (Geburt des Sohnes Heschel in Saarlouis!) verlassen haben“, meint Heinz Monz6.

Das junge Ehepaar Chaja und Mordechai lebte in Saarlouis. Wie zu jener Zeit üblich, brachte Chaja Zeit ihres Lebens viele Kinder zur Welt und viele starben jung. Im April 1777 kam ihr Sohn Heschel in Saarlouis zur Welt, der sich später Heinrich nannte und Karl Marx’ Vater wurde. In Saarlouis wurden möglicherweise auch zwischen 1775 und 1783 Sohn Samuel und 1786 oder 1787 Tochter Ester geboren.

Als Chajas Vater am 5. August 1788 starb, übernahm ihr Ehemann das Amt des Rabbiners in Trier. Chaja und Mordechai zogen nach Trier um, wo sie im für den Rabbiner vorgesehenen Vorderhaus der 1762 erbauten Synagoge, Weberbach-Straße Nummer 183, wohnten. Anderthalb Jahre später, am 12. Mai 1790, starb auch Chajas Mutter Bella. 1788 oder 1789 kam Sohn Moises zur Welt, die Geburtstage von Tochter Babetta und Sohn Hirsch sind unbekannt. Am 22. August 1799 verlor die Familie ihren nicht einmal einjährigen Sohn Jolem Levi. Kurz danach kam ihr Sohn Jacques zur Welt – Trier war inzwischen französisch geworden.

Während Mordechais Amtszeit als Rabbiner waren am 9. August 1794 französische Truppen in Trier eingerückt, und die linksrheinischen Gebiete wurden französisch. Frankreich hatte 1791 in einem revolutionären Akt die seit Jahrhunderten diskriminierten und verfolgten Juden zu gleichberechtigten Bürgern erklärt; die schrittweise Abschaffung der Diskriminierungen und die Einführung napoleonischer Verwaltungsmaßnahmen brachten große Umwälzungen für die jüdische Gemeinde in Trier.

Kurz bevor er sich zum französischen Kaiser krönen ließ, besuchte Napoleon die Festung Luxemburg und anschließend, vom 6. bis 9. Oktober 1804, Trier. Doch eine Begegnung mit dem möglicherweise schon schwerkranken Trierer Rabbiner Mordechai kam nicht zustande. Zwei Wochen später, am 24. Oktober 1804, starb Mordechai. Chaja wurde Witwe und musste alleine für den Unterhalt ihrer jüngsten Kinder aufkommen, was vielen Rabbinerwitwen nicht ohne die Unterstützung der jüdischen Gemeinde gelang. Bei der Berechnung der Kultuskosten durch die zuständige Verteilungskommission im Januar 1806, so die Frankfurter Historikerin Cilli Kasper-Holtkotte, „bat die Kommission den Präfekten nachdrücklich, der Unterstützung für die Rabbinerwitwe Chaja zuzustimmen, denn sie befände sich in einer ‚grande détresse’.“7

Die notleidende Witwe Chaja schien sich vor allem ihren ärmeren Glaubensbrüdern verbunden zu fühlen. In einem 1808 wieder aufgeflammten Streit zwischen den reicheren städtischen Juden von Trier und den ärmeren Juden der ländlichen Vororte, „verlangten nun die Trierer, die Vorort-Juden sollten für diese Nutzung [des Begräbnisplatzes] zahlen, obwohl sogar die Witwe des verstorbenen Rabbiners erklärt habe, dieses Geld nicht anrühren zu wollen“.8

Der französische Staat zwang die Juden, sich neben ihren traditionellen Namen bürgerliche Familiennamen zuzulegen. Entsprechend dem Kaiserlichen Dekret vom 20. Juli 1808 nahm Chajas Sohn Samuel Marx Levy am 4. Oktober 1808 den Familiennamen Marx für sich und seine Familie an. So erhielt auch sein Bruder Heinrich und später dessen Sohn Karl den Familiennamen Marx.

Fünf Jahre nach dem Tod ihres Ehemanns heiratete Chaja, die inzwischen Mitte fünfzig war, zum zweiten Mal, den ebenfalls verwitweten Amsterdamer Rabbiner Moses Saul Löwenstamm. Seine Amtszeit nennt das Nieuw Nederlandsch Biografisch Woordenboek „de moeilijkste jaren der vaderlandsche geschiedenis omvat, waartegen hij ondanks zijn ­geleer­­­d- en scherpzinnigheid niet opgewassen bleek“.9 Heinz Monz schätzt: „Die Witwe des Mordechai (Marx Levy) Chaje (Eva Levoff) heiratete vermutlich im Herbst 1809 den Moses Saul Löwenstamm, Oberrabbiner der hochdeutsch-israelitischen Gemeinde in Amsterdam, Witwer von Sara Hartog (gestorben 1797), da unter dem 6. September 1809 ein Ehevertrag zwischen den beiden Personen (als Brautleute) abgeschlossen wurde. Den Sohn Jakob Marx aus erster Ehe brachte sie nach diesem Ehevertrag mit in den Haushalt nach Amsterdam. Sie versicherten gleichzeitig, nicht der ‚Wohlstandsklasse anzugehören’; die Braut brachte außer Kleidern und Schmuck noch 1 590 Gulden mit in die Ehe.“10 1810 und 1813 heirateten auch ihre Töchter Ester und Babetta in Zweibrücken.

Chajas Ehe mit Moses Saul Löwenstamm dauerte keine sechs Jahre. Dann starb er am 27. März 1815. Chaja war zum zweiten Mal Witwe. Sie verließ zu einem unbekannten Zeitpunkt Amsterdam und zog zurück an die Mosel.

Zur selben Zeit, am 5. April 1815, wurde nach der französischen Niederlage und dem Wiener Kongress die ehemals französische Rheinprovinz in den preußischen Staat eingegliedert. In einem Brief vom 17. Januar 1817 an die Justizkommis­sion für die Rheinprovinz klagte Chajas Sohn Heinrich Marx über das Los der Trierer Juden: „Die Sekte, an welcher die Natur mich gekettet, ist, wie bekannt, in keinem besonderen Ansehen und die hiesige Provinz gerade nicht die Toleranteste.“11

Das neue preußische Regime machte das Leben für die weitgehend mittellose Witwe Chaja nicht einfacher. Es verschärfte, so ein Ausstellungskatalog über die Trierer Juden, die Diskriminierung der Juden erneut: „Friedrich Wilhelm III. bestimmte am 3. März 1818 durch Allerhöchste Kabinettsordre ‚bis auf weiteres’ die Verlängerung des [Emanzipations-]Ediktes von 1812 mit der Maßgabe, daß dieses in der Rheinprovinz nicht gelten sollte, hingegen die Einschränkungsbestimmungen, welche in Preußen erlassen worden waren.“12

Die Kabinettsorder vom 3. März 1818 untersagte den Juden, Beamte, Richter, Offiziere, Anwälte oder Apotheker zu werden. „So blieb den Betroffenen oft nur der Ausweg der Konversion. Diesen Weg beschritten allerdings nur wenige Trierer Juden.“13 Zu ihnen gehörte der väterlicher- wie mütterlicherseits aus Rabbinerfamilien stammende Anwalt Heinrich Marx. Wann er zum evangelischen Glauben übertrat, ist nicht bekannt. Heinz Monz grenzt den Zeitraum anhand verschiedener Indizien ein und schlussfolgert, „daß die Taufe des Heinrich in der Zeit vom 23. April 1816 bis 31. Dezember 1819 gewesen sein muß“.14 Schon zuvor, in seinem Reisepass vom 16. Juni 1814, ließ er sich nicht mehr Heschel, sondern assimiliert Heinrich nennen.15 Seine Kinder, darunter den sechsjährigen Karl Marx, ließ er laut evangelischem Gemeinderegister erst am 26. August 1824 taufen, ein Jahr nach dem Tod seiner dem jüdischen Glauben möglicherweise eng verbundenen Mutter Chaja, die er „solange als mö[glich …] nicht zu kränken“ versuchte, wie er später in dem Brief an seinen Sohn Karl schreiben sollte.

Zur verstärkten Diskriminierung der Juden unter preußischer Herrschaft kamen wirtschaftliche Schwierigkeiten, die Chaja ebenfalls verspürt haben dürfte: „Durch die neue Grenzziehung im Westen waren die alten Handelswege versperrt“, schreibt Heinz Monz. „Dies führte zum Niedergang der Wirtschaft. Die preußische Regierung hatte am Trierer Raum nur ein auf Frankreich bezogenes strategisches Interesse. Wirtschaftsförderung kannte man nicht. Ein Viertel der Bevölkerung lebte in den zwanziger Jahren von Almosen.“16

Es ist nicht bekannt, wann Chaja aus Amsterdam zurückkehrte und ob sie zuerst wieder in Trier wohnte, wo auch ihre Söhne Samuel und Heinrich lebten. An einem unbekannten Datum zog sie ins neu geschaffene Großherzogtum um, nach Wasserbillig, nur 12 Kilometer von Trier entfernt, „Wasserbillig, grand et beau village, le premier du territoire grand-ducal luxembourgeois“, warb 1855 der Frankfurter Kupferstecher Friedrich Wilhelm Delkeskamp17. Nach ihren Jahren in den Niederlanden wohnte Chaja damit nicht mehr in Preußen, sondern in Luxemburg, das durch die Politik des niederländischen König-Großherzogs Wilhelm I. faktisch niederländisch geworden war. Anders als im preußisch gewordenen Trier kam den Juden in Luxemburg nicht nur die staatsbürgerliche Gleich- oder zumindest Besserstellung aus der französischen Zeit zugute, sondern auch die lange niederländische Tradition der Judenemanzipation. Chajas Umzug nach Wasserbillig stellte keinen völligen Bruch mit der jüdischen Gemeinde in Trier dar. Denn „[d]ie Verbindungen zwischen Trier und Luxemburg, die durch den gemeinsamen Konsistorialbezirk geschaffen worden waren, blieben zunächst erhalten“, so ein Ausstellungskatalog über die napoleonische Zeit in Trier.18

1818 ließ der Gouverneur der Niederlande eine Liste der im Großherzogtum wohnenden Juden aufstellen. Dabei wurden 46 jüdische Haushalte gezählt, fast alle in Luxemburg und Arlon. Aus der 1796 gegründeten Gemeinde Mertert mit den Ortschaften Mertert und Wasserbillig wurden gemeldet: „Scheuer Abraham, marié, marchand de bestiaux, [établi en] 1810 (Lion Scheuer est commis de son père, ses trois filles sont tricoteuses)“.19 Chaja wird nicht erwähnt. Vielleicht wohnte sie zu dem Zeitpunkt, das heißt, als Karl Marx in Trier zur Welt kam, noch nicht in Wasserbillig.

In den Gemeindearchiven von Mertert/Wasserbillig wurde bisher keine Spur von Chaja gefunden. Das muss angesichts der Verwaltungspraxis der Zeit und dem Überlieferungsstand des Schriftverkehrs nicht überraschen, wie die Familienforscher Prosper Kayser und Georges Eicher auf Nachfrage mitteilten.

Am 13. Mai 1823 starb Chaja im Alter von 70 Jahren in Trier, möglicherweise während eines Besuchs bei ihrer Familie. Im vom Trierer Stadtarchiv aufbewahrten Sterbeakt auf den assimilierten Namen Eva heißt es: „Im Jahr ein Tausend acht Hundert zwanzig dreÿ den vierzehnten des Monats May um neun Uhr des Morgen erschienen vor mir Civilstand=Beamte zu Trier im Kanton Trier im Kreise Trier Henoch Samuel Hess wohnhaft zu Trier, von Profes­sion ein Schullehrer alt funfzig zweÿ Jahr, nicht anverwandt mit dem Verstorbenen, und Moises Perl wohnhaft zu Trier von Profession ein Lehrer alt zwanzig acht Jahr, nicht anverwandt mit dem Verstorbenen, und erklärten, daß am dreizehnten des Monats May um sieben Uhr des abends zu Trier die Eva Moses Lewoff Wittve von Moises Löwenstamm geboren zu Anspach alt siebenzig Jahr, wohnhaft zu Wasserbillig von Profession --- ohne Tochter des verlebten Moses Lewoff von Profession ein Rabiner wohnhaft zu Trier und der verlebten Bela Eger verstorben sey; vorüber ich gegenwärtigen Akt aufgesetzt habe, welcher nach gegebener Vorlesung desselben von den Anzeigenden und von mir in doppeltem Original unterschrieben und gehandzeichnet wurde. So geschehen zu Trier am Tag, Monat und Jahr wie oben.“

Die beiden Männer, die den Tod meldeten, waren keine Familienangehörigen. „Im Todesfall kümmert sich die Chewra [Kaddischa, die Beerdigungsbruderschaft] um die Hinterbliebenen und bereitet den Verstorbenen für die Beerdigung vor“, schreibt die Judaistin Annette Haller.20 „Henoch Samuel, der sich ab 1808 Henoch Samuel Hesse nannte“, war laut der Theologin Marianne Bühler ein in zeitgenössischen Dokumenten öfters erwähnte Lehrer. „Ob dieser nur als Privatlehrer tätig war oder auch in ‚gemeindlicher’ Funktion, bleibt unklar; eine Bezahlung aus Mitteln der Gemeinde ist nicht nachgewiesen“.21 Henoch Samuel Hesses Kollege war der „Lehrer Moses Perl (geb. 2. Sept. 1795 in Trier), der am Schullehrerseminar St. Matthias/Trier seine Ausbildung erhalten hatte“, so der Ausstellungskatalog Juden in Trier.22 Eine Liste der Handelspatente von 1810 nennt einen „Isaac Moyses Perl, der als Schreiber sein Brot verdient“,23 Moises Perl hatte 1810 allerdings erst 14 Jahre.

Chaja wurde auf dem alten jüdischen Friedhof an der Weidegasse in Trier begraben, wo auch ihre Eltern und ihr erster Ehemann begraben sind. „Der Grabstein wurde im Normalfall erst nach Ablauf eines Trauerjahres gesetzt, zur ersten Jahrzeit“, beschreibt Annete Haller die Tradition.24 Chajas Grabstein trägt die hebräische Inschrift: „Hier ist geborgen eine gottesfürchtige Frau, sie sei gepriesen. Es ist die tüchtige Gattin, die Bescheidene, Teure, über die Maßen (sei ihr) Lobpreis. Die Rabbinergattin Frau Chaja, Tochter des Rabbiners, unseres Lehrers und des Meisters, Herrn Mosche Lwow, das Andenken des Gerechten zum Segen, welche hinging in ihre Welt und zum ewigen Leben, Mittwoch, 4. Sivan 583 ndklZ [nach der kleinen Zählung]. Und große Ehre wurde ihr zuteil bei ihrem Begräbnis gemäß ihrem Ansehen. Ihre Seele sei eingebunden ins Bündel des Lebens mit den Seelen der gerechten Männer und Frauen, Amen.[?] [ihr Andenken] zum Segen. [?] weilt ihre Seele. Auch [?] unter den Frauen wird sie genannt werden, und in Bälde werden ihre Gebeine leben.“ Auf der Rückseite heißt es: „Hier ist geborgen die Rabbinergattin, Frau Chaja, Tochter des Rabbiners, unseres Lehrers, des Meisters, Herr Mosche Lwow, das Andenken des gerechten zum Segen.“25

Annette Haller übertrug die jüdische Datumsangabe mit „Mi., der 14. Mai 1823“. Laut Sterbeakt wurde der Akt am 14. Mai erstellt, als Todestag ist der 13. Mai, sieben Uhr abends angegeben. Eine Erklärung für den Unterschied kann sein, dass in der jüdischen Zeitrechnung der Tag bei Sonnenuntergang endete, in der Zeitrechnung der Trierer Verwaltung aber um Mitternacht. Der Grabstein trägt auch den Namen Chaja, während der Sterbeakt und der Sterbeakt ihres Sohnes Heinrich Marx von 1838 sie assimilierend Eva nennen.

Als Chaja 1823 während ihres Aufenthalts in Trier starb, war ihr Enkel Karl Marx fünf Jahre alt. Vielleicht hatte er zuvor als Kleinkind einmal zusammen mit seinem Vater die Großmutter in Wasserbillig besucht. Es wäre möglicherweise sein einziger Aufenthalt im nahen Großherzogtum gewesen, denn es gibt keine Anhaltspunkte, dass er später jemals in Luxemburg gewesen wäre.

1 MEGA2, T. III., Bd. 1, S. 311
Romain Hilgert
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