Zum 30. Geburtsjahr der Dullemajik liegen nun eine Jubiläums-CD und eine DVD vor, auf welcher RTL-Video-ufnahmen aus den Jahren 1975-1995 aufgezeichnet sind. Die „einzige Konstanze“ der Dullemajik, Guy Schons, unterhält sich in lockerer Atmosphäre mit Maurice Molitor. Zunächst wird das Instrument an sich historisch und technisch erläutert. Guy ist in den Sechzigerjahren als Straßenmusiker durch Europa gezogen. Zum Gespräch gesellen sich Bob Krieps, Leiter der Sacem, Alexandre Marius Dées de Sterio, Professor in Journalismus, und Marc Barthelemy vom Folk-Klupp hinzu.
Über die damaligen langen Haare von Guy wird wiederholt geplaudert. Bei Thés dansants spielte Guy damals mit seinem Ensemble The Black Birds. Bei Marius, der kulturell für China eintrat, konnte Guy in Paris wohnen. Marius plaudert über die politische Atmosphäre der Sechzigerjahre und die Assoss. Guy orientierte sich an Woody Guthry, Pete Seeger und symphatisierte mit der Hippie-Bewegung. In diesen Jahren begann Guy, außer auf Englisch auch auf Lëtzebuergesch zu texten. Auf der Suche nach interessanten Balladen baute er diese Tätigkeit weiter aus und konzentrierte sich zunehmend auf Luxemburger Komponisten wie J.-P. Beicht und Laurent Ménager, sowie Autoren wie Dicks und Putty Stein.
Marc Barthelemy erklärt im Detail die Folklore-Szene der Siebzigerjahre. Die Begriffe „Folk“ und „Folklore“ werden differenziert. "De Schmatt" klingt an (in Originalaufnahme). Bei seinen Recherchen fällt Guy auf, dass die Folkbewegung schon im 19. Jahrhundert bestand. Gregor Spedner hat in den Cahiers Luxembourgeois die Bauernhochzeit publiziert, wovon "De Schmatt" ein Auszug ist. In der Kneipe Beim Malou in Clausen finden die ersten Konzerte der Dullemajik statt.
Guy Schons wollte sich nie politisieren lassen. Der Look sprach für sich. Wegen eines Textes von Auguste Liesch, den Dullemajik benutzte und angeblich kürzte, (die Familie Liesch war nicht Mitglied der Sacem), bekam Guy einen privaten, fünfjährigen Prozess aufgehalst, den er verlor. In den Achtzigerjahren entstanden zwei Platten mit Bauernerotik und Studenten- und Arbeiterliedern, darunter der Ohrwurm "O wär ech dach am Gréngewald" mit Marion Michels. Das Thema Putty Stein wird besprochen. Anschließend plaudern die Herrschaften noch über Guy Schons’ Buch Feuertanz und Firlefanz, sowie über die Problematik des Künstlerstatutes.
Die DVD dauert eine Stunde. Die Jubiläums-CD Schons erem beginnt mit der tänzerischen Ballade: "Ech komme grad erëm aus Spunien", welche 1938 uraufgeführt wurde. Das bestbekannte "D’Lidd vum Théiwesbuer" stammt aus der Feder von Fritz Weimerskirch; es schildert den Abriss der Häuser in der Sichegaass im Pfaffenthal um 1920. Die Suite "Kiermes an Hochzäitsdänz" besteht aus drei populären Tänzen. Es erklingen herrlich das Akkordeon, die Geige, Cello, Gitarre sowie Klarinette und Flöte. Die Klarinette, gespielt von Romain Thielen, weiß die Gitarrenklänge (Guy Schons) gut zu untermalen. Marion Michels unterrichtet Flöte, komponiert und dirigiert den Lyra-Chor, bekannt aus vielen barocken Aufführungen in Kirchen. "Wéi meng Mamm nach huet gesponnen" erklingt gesanglich in einem modernen Arrangement mit jazzigen Synkopenkomponenten; Guy Schons’ etwas heisere Stimme passt gut zur Moll-Atmosphäre des Liedes. Auch improvisiert die Geige, gespielt von Vincent Soubeyran, wunderbar. Die Cellistin Lisa Berg schließt gerade am Maastrichter Konservatorium ihren Bachelor ab und ist bestbekannt aus dem Improvisationstrio um André Mergenthaler. In "Am Wand di Bléi verblitt" bietet sie ein perfektes Cellospiel. Auch das Geigenspiel erklingt hier synkopenhaft. Die Satire O tempora, o mores, hier neu vertont, stammt aus der Feder von Edmond de La Fontaine (Dicks). Einige Kinderlieder, wie Léiwe Kleeschen, wurden neu arrangiert. Für das anspruchsvolle Akkordeonspiel steht Maurizio Spiridigliozzi; er komponiert und spielt in Marcel Wenglers Orchester Symphonietta. "Staark am Soff" erinnert an "Bella Ciao". Der "Nationalmarsch" stammt aus der Feder von Putty Stein und ist komponiert von J.P. Beicht, auf der CD neu arrangiert von Guy Schons, wie die meisten Lieder. In der abschließenden lustigen Collage "Dagge Daggeda" gefällt besonders das spritzige Flötenspiel.