Landesschülerkonferenz CNEL

Zweite Runde

d'Lëtzebuerger Land du 06.12.2019

„Das Ergebnis macht mir persönlich schon Sorgen. Es zeigt, dass bestimmte Probleme bis heute nicht gelöst sind und dass wir ein System haben, das nicht allen gerecht wird“, so der alte und neue Landesschülersprecher Kimon Leners übr die diese Woche veröffentlichten Pisa-Ergebnisse. Im Oktober hatten rund 40 000 Sekundarschüler ihre neuen Vertreter und Vertreterinnen für die nationale Schülerkonferenz CNEL wählen können. Leners, Schüler am Lycée des arts et métiers in Luxemburg-Stadt, der bereits eine Amtszeit als CNEL-Präsident hinter sich hat, wurde erneut gewählt.

Die OECD-Studie stehe auf der Hitliste der Schülersorgen nicht oben, an ihnen vorbei geht die Bildungsmisere trotzdem nicht. Ihre Malaise äußert sich anders: „Die Orientierung bei uns funktioniert nicht einwandfrei. Man kann von Glück sagen, wenn man richtig orientiert wird“, so eine Kritik von Leners und anderen SpreecherInnen, die sich am vergangenen Samstag erstmals nach den Wahlen getroffen haben, um die neue Marschroute festzulegen. Noch im Dezember sollen die ersten Regionalversammlungen beginnen: Da sollen die jeweiligen gewählten Vertreter der Regionen diskutieren, wo bei ihnen der Schuh drückt.

Die Orientierung ist für viele ein drängendes Problem. Viele Schüler fühlen sich nicht ausreichend über das immer unübersichtlicher werdende Schulangebot informiert und bei den Versetzungsempfehlungen in die Sekundarschulen in ihren Wünschen nicht ernstgenommen. Und das obwohl das Bildungsministerium das Orientierungsgesetz reformiert und ein eigenes Haus an der Stäreplaz in der Hauptstadt die verschiedenen Dienste rund um die berufliche und schulische Orientierung unter einem Dach versammelt.

Aber offensichtlich geschah die Reform zu wenig in Rücksprache mit den betroffenen Schülern, die generell beklagen, von der Politik zu wenig gefragt und angehört zu werden. „Politik darf nicht zum Blabla verkommen“, warnt Kimon Leners. Das sei nicht gut für die Demokratie. Immer sind die Schüler die Wähler/innen von morgen. Etliche seiner Kollegen hätten sich gar nicht erst zur Wahl als Schülersprecher aufgestellt, weil sie eh nicht daran glaubten, von den Erwachsenen in ihren Anliegen wahrgenommen zu werden. Immerhin: Auf der – recht kurzen – Liste dessen, was das Bildungsministerium unternehmen will, um die schlechten Schülerleistungen bei Pisa zu verbessern, steht auch die Orientierung.

Ein anderes Thema, das nicht richtig vorankommt, ist das Klima. Obwohl Bildungsminister Claude Meisch (DP) zur Schul-Rentrée im Herbst den Klimawandel zu einer zentralen Zukunftsfrage erkoren hatte, fehle es an konkreten Ergebnissen. Während sich die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg mit dem Boot auf den Weg zur Klimakonferenz nach Spanien machte, um ihren ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten, lässt der Minister 100 Schüler auf Steuerzahlerkosten nach Dubai fliegen. „Wir werden dranbleiben“, verspricht Kimon Leners sich für die Forderungen der Schüler einzusetzen, die sie im Sommer im Rahmen von vier Regionalversammlungen diskutiert und in einem Klima-Schlussbericht zusammengestellt haben. Bei Treffen unter anderem mit Umweltministerin Carole Dieschbourg (Grüne) sei ihnen versprochen worden, in den Schulen ganz auf Plastikflaschen zu verzichten. „Aber die Realität in den Cafetérias sieht anders aus“, stellt Leners fest.

Dass Politiker „große Worte“ schwingen und darauf nicht immer Taten folgten, sei eine der wichtigsten Erkenntnisse, die der Landesschülersprecher aus seiner ersten Mandatszeit mitgenommen hat: „Das war erst einmal ernüchternd.“ Zum Glück habe er in der Zeit viele Leute und UnterstützerInnen kennengelernt. In der Landesschülervertretung sei eine „neue Dynamik“ vorhanden, mehrere Mitstreiterinnen von Youth for Climate seien wieder dabei. „Das motiviert“, freut sich Leners.

Einen langen Atem brauchen die Schülersprecher nicht nur, um Ideen umzusetzen. Vertretungen scheitern regelmäßig daran, gesteckte Ziele zu erreichen, weil es ihnen an der Unterstützung vor Ort fehlt: Sei es, weil die Schulleitung sie nicht freistellt, um Klassenkameraden über ihre Anliegen zu informieren, ihre Meinung zu konsultieren oder konkrete Projekte anzuschieben. Sei es, weil Lehrer kein Verständnis für das Engagement zeigen, das teils auch auf Kosten der Unterrichtszeit geht. Oder auch weil die Schüler nicht wissen, wie sie sich am besten anlegen, um ihre Forderungen durchzusetzen.

„Manche Schüler wissen nicht, welche Rechte sie haben. Also klären wir sie zunächst über ihre Rechte und Pflichten auf“, so Leners. Ein Anliegen ist den Schülervertretern, die Aufgaben und die Prozeduren zu den Wahlen der Schülervertretungen präziser zu definieren: Das Gesetz stellt Bedingungen, die nicht immer zu erfüllen sind, etwa die Anzahl der Vertreter aus den Berufsschulen aufzustellen, die sich oft schwerer mobilisieren lassen, weil sie Praktika haben. Oder Vertreter aus den unteren Zyklen aufzustellen: Manche Schulen haben kaum untere Klassen: „Das entsprechende Gesetz gehört reformiert.“

Um Schüler zu motivieren, die CNEL zu unterstützen und dabei nicht den Spaß zu verlieren, denkt die CNEL an einen Wettbewerb: Schulen, die selbst gesteckte Ziele umgesetzt haben, sollen belohnt werden. Wobei Leistung und Ergebnis nicht alles sei, so Leners, der Werte wie Solidarität und Gemeinschaft stärker in der Schule gelebt sehen möchte.

Ines Kurschat
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