Erdrutsch in Monnerich

Ursachenforschung

d'Lëtzebuerger Land vom 18.04.2014

Weshalb es im März zu dem Erdrutsch an der Monnericher Bauschuttdeponie kam, werde derzeit noch ermittelt, deshalb könnten noch keine Aussagen über eine eventuelle Haftung gemacht warden, teilte Umweltministerin Carole Dieschbourg (Grüne) am Mittwoch auf eine parlamentarische Anfrage hin mit.

Dem Land erklärte die Ministerin, von der Naturschutz- und der Straßenbauverwaltung würden vor Ort noch Messungen vorgenommen. „Wir wollen nicht nur die Ursache des Erdrutschs und eine eventuelle Schuldfrage klären, sondern auch, ob der Deponiestandort stabil ist und ob er restauriert werden kann.“ Denn eigentlich sollte die Deponie, auf der ein 20 Meter hoher Fels steht, ja nach und nach in ein Naherholungsgebiet für Spaziergänger umgewandelt werden.

Demnächst werde ein Zwischenbericht vorliegen, im Mai ein Endbericht, so die Ministerin. „Den werden wir auch veröffentlichen, Transparenz ist uns in diesem Fall besonders wichtig.“ Auch wenn Carole Dieschbourg überzeugt ist, dass beim aktuellen Kenntnisstand „keine Umwelt- und Gesundheitsgefährdung besteht“. Die Umweltverwaltung habe die Deponie ständig überwacht und kontrolliert, ebenfalls die Strahlenschutzbehörde im Gesundheitsministerium: Liegen doch in Monnerich Schlacken aus der Erzaufbereitung der früheren Continental Alloys S.A. (Casa) vergraben, die zwischen 1975 und 1987 in Dommeldingen und Esch-Lallingen Schwermetallerze anreicherte und Abprodukte mit erhöhter Radioaktivität produzierte. 11 000 Kubikmeter davon lagern seit Mitte der Neunzigerjahre in der Monnericher Deponie in einem separaten Schacht.

Der Schlackenschacht liege an die 50 Meter von der Bruchstelle des Erdrutsches entfernt und überdies wesentlich tiefer, als der Bruch reicht, hatten Umweltverwaltung und Strahlenschutz schon vergangenen Monat Entwarnung gegeben. Ebenfalls nicht betroffen vom Erdrutsch seien die auf der Foetzer Seite der Deponie gelagerten Schlämme.

Doch wenn der kritische Bericht, den die Regierung gemeinsam mit der Cloos S.A., dem Betreiberunternehmen der Deponie, von Expertenbüros anfertigen lässt, tatsächlich die ganze Deponie untersuchen lässt, könnte sich womöglich noch die eine oder andere Überraschung ergeben. Denn die Deponie ist alt und hat ihre Geschichte. Vor hundert Jahren war sie eine Deponie der Arbed, danach die kommunale Müllkippe von Esch-Alzette, auf die alles Mögliche geworfen wurde. Zuletzt kamen die Casa-Schlacken, ehe dann entschieden wurde, die gefährlichen Teile der Deponie abzudichten und sie mit Bauschutt zu bedecken und aufzufüllen. Bei so einer abenteuerlichen Zusammensetzung der Deponie wird es wahrscheinlich schwer zu sagen sein, ob der Erdrutsch am Ende auf jemandes Fehler zurückgeführt werden kann. Aber es kommt ein Stück Abfallwirtschaftsgeschichte wieder hoch, die heute so nicht noch einmal geschrieben werden dürfte.

Peter Feist
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