Pisa-Glosse 4

Schul- und Pisa-Kosten, ein Hohn?

d'Lëtzebuerger Land du 31.03.2011

Wie ist es nur möglich, schrieb so mancher Pisa-Kommentator, dass genau in dem Land, das am meisten Geld für seine Schule ausgibt, die Pisa-Pesultate so schlecht sind?

Unterschwellig liest man in diesen Zeilen: Das Land opfert seinen letzten Euro auf dem Altar der Bildung. Lies: Die Armut nimmt immer weiter zu und trotzdem stecken wir so viel Geld in den Unterricht unserer Kinder, und mit welchem Resultat? Ein Hohn ist das! Dies oder ähnliches wiederholen alle Medien in bemerkenswerter Einigkeit.

Vielleicht! Wir haben auf jeden Fall bei weitem den teuersten Pisa-Test aus der ganzen OECD, verhältnismäßig natürlich.

Bei uns muss jeder 15-Jährige getestet werden, sonst kommen wir nicht auf die vorgeschriebene Mindestzahl von Schülern. Diese wird benötigt, um den komplizierten Testdesign, der von den Organisatoren vorgeschrieben wird, durchführen zu können. Was würde ein solcher Aufwand für größere Länder bedeuten? Die Franzosen, zum Beispiel, müssten für rund 787 000 Schüler Testbögen, Tester, Testauswerter bereitstellen, was natürlich viel aufwändiger und teurer wäre, als das für nur eine verhältnis­mäßig recht bescheidene Stichprobe zu tun.

Übrigens kann man in dem Zusammenhang noch kurz Folgendes hervorheben. Mit den wenigen Schülern, die wir haben, ist es nicht möglich, eine der „Anweisungen an die Testorganisatoren in den einzelnen Ländern“ wirklich zu befolgen und zwar diese: Vom Test befreit werden all die Schüler, von denen man berechtigterweise annehmen könnte, dass sie die Sprache nicht genügend beherrschen (um am Test teilzunehmen).

Und nun zum teuersten Schulsystem. Die anderen Länder schicken auch alle ihre Kinder zur Schule, aber die Lehrer verdienen nicht so viel wie bei uns,die Pförtner übrigens auch nicht.

Die OECD hat eine ausgezeichnete Webseite, dort sind in geraffter Form, für jedermann leicht verständlich Statistiken zu allem, was in den OECD-Ländern so läuft, zu lesen (www.oecd.org/document/ (OECD Frequently Requested Statistics)

Pro Schüler geben wir durchschnittlich bei weitem am meisten von allen OECD-Ländern aus. Hier sind wir einsame Spitze, weit vor den Zweitklassierten, den Norwegern.

Doch es gibt noch andere Statistiken, die recht interessant sind. So findet man zum Beispiel in einer anderen Tabelle die Antwort auf die Frage, wie viel der Durchschnittsbürger in Luxemburg verdient. Auch hier sind wir wieder einsame Spitze, weit vor den Zweitklassierten. Raten Sie, wer das ist! Die Norweger! Wenn man die zwei Tabellen miteinander vergleicht, ist schon frappant, dass die allgemeine Tendenz folgende ist: Je weniger der Durch-schnittsbürger in einem Land verdient, desto billiger ist das Unter-richtssystem. Also scheinen vor allem die Personalkosten beim Unterrichtswesen zu zählen.

Und bei uns wird also durchschnittlich mehr verdient als in anderen Ländern. Unsere Fernsehjournalisten verdienen mehr als die entsprechenden Kollegen aus dem Ausland – haben wir das beste Fernsehen? Unsere Raumpfleger(innen) verdienen mehr als die meisten ihrer Kollegen(innen) aus der OECD. Erwarten wir von ihnen, dass unser Land das sauberste der ganzen OECD ist?

M-P Maurer

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