Modell ESG GT

d'Lëtzebuerger Land vom 28.03.2025

Vor 15 Jahren wurde der erste Tesla in Luxemburg zugelassen. Die Statistiken führten ihn als Luxuswagen – zwischen Rolls Royce und Jaguar. Derzeit sind 5 231 Tesla zugelassen. Billigere Modelle förderten den Absatz.

Tesla-Besitzer waren stolz auf ihre moralischen, veganen Elektroautos. Sie glaubten, environmental, social, governance gerecht (ESG) zu fahren. Sie wähnten sich an der Spitze des technischen, des ökologischen Fortschritts, kurz: der sozialen Überlegenheit. Dieselfahrzeuge waren für Loser wie die ADR.

Nun schämen sich Tesla-Fahrerinnen. Wenn Generaldirektor Elon Musk im Oval Office dem US-Präsidenten auf der Nase herumtanzt. Er Faschistinnen in Italien, Deutschland herzt. Übermütig den Deutschen Gruß übt.

Morgen Samstag soll der bisher größte Tesla Takedown Day stattfinden. Geplant sind rund 500 Proteste vor Tesla-Garagen, Ladestationen: von den USA, Kanada, über Großbritannien, die Niederlande bis Australien. „Elon Musk is destroying our democracy, and he’s using the fortune he built at Tesla to do it. We are taking action at Tesla to stop Musk’s illegal coup.“ Schreiben die Organisatoren auf actionnetwork.org.

Laut Wahlanalysen waren Autohändler archetypische Trump-Wähler. Tesla-Händler gibt es in Howald und Roost. Sie melden keine öffentlichen Proteste. Doch seit Dezember geht die Zahl ihrer monatlichen Neuzulassungen um die Hälfte zurück.

Musk macht die Belegschaften, die Gewerkschaften mundtot. In den USA verüben Musk-Gegner Anschläge auf Fahrzeuge und Showrooms. Wie Tierschützerinnen Pelzmäntel von Passantinnen mit Farbe beschmierten. Kunden sollen abgeschreckt werden, Autos, Aktien von Tesla zu kaufen. Der Fonds de compensation der Luxemburger Rentenversicherung kaufte für 164,3 Millionen Euro Tesla-Aktien (L’Essentiel, 24.03.25). Seit Mitte Dezember sind sie die Hälfte wert.

Autodesign folgt der gesellschaftlichen Befindlichkeit. In optimistischen Zeiten sind die Karosserien schnittiger. In pessimistischen Zeiten werden sie rundlicher. Der Tesla Cybertruck ist emblematisch für die Gegenwart: Sein gnadenlos abweisendes Design ist faschistisch. In seinem Schutz sollen Erfolgsmenschen durch Bürgerkriege, Klimakrisen, über Leichen rollen. Wie Don DeLillos Milliardär Eric Packer in seiner gepanzerten Limousine durch das Chaos Manhattans. Cybertrucks sind ein Trostpreis. Für jene, die sich keine Flucht auf den Mars leisten können.

Die Konkurrenz ist nicht anständiger. Die meistverkaufte Automarke in Luxemburg ist VW. Sie kam vor 82 Jahren ins Geschäft: „Nach Mitteilung der Deutschen Arbeitsfront, Gaudienststelle der NS-Gemeinschaft ‚Kraft durch Freude‘, soll das Sparsystem für den Volkswagen ab 1.01.1943 auch auf die Kreise in Luxemburg ausgedehnt werden.“ Meldete das Luxemburger Wort am 14. Dezember 1942. Mit dem Sparsystem produzierte VW dann Kübelwagen statt Volkswagen.

Dank zahlreicher Firmenwagen kommt BMW an zweiter Stelle der meistverkauften Marken hierzulande. BMW ließ von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern Flugzeugmotoren für die Wehrmacht fertigen. So wurden die Quandts bis heute zur reichsten Familie Deutschlands.

Auf dem dritten Platz folgt Mercedes. Schon 1925 bereitete Mercedes eine geheime Panzerproduktion für die Reichswehr vor. Danach ließ sie von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern Militärlaster, Flugzeugmotoren bauen. Adolf Hitler paradierte in gewaltigen Mercedes-Benz 770. Verschenkte welche an Mussolini, Franco, Antonescu.

Météo-France warnte vergangene Woche: „[L]ocalement des records de chaleur jusqu’à 50 °C sont possibles dès l’horizon 2050“ (À quel climat s’adapter en France selon la TRACC?, S. 24). Tesla, batteriegetriebene Autos verlagern den Kipppunkt in den Kongo.

Romain Hilgert
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