Schulen wie das Lycée Bel-Val haben ihre Freizeitangebote kurzerhand ins Internet verlegt

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d'Lëtzebuerger Land vom 02.04.2021

Gelbe Kissen auf grünem Sofa. Viel Platz ist nicht im Erzieherdienst des Lycée Bel-Val in Esch-Belval. Es gibt einen Gruppentisch und zwei Arbeitsplätze mit Computer. Aber gemütlich wirkt der Treffpunkt des sechsköpfigen Erzieherteams gleich vorne am Eingang des Lyzeums dennoch. „Normalerweise treffen sich die Jugendlichen hier. Aber wegen Covid-19 gehen wir raus und treffen jeweils nur mit Schülern zusammen, die aus einer Klasse kommen“, sagt Maria Leigo. Sie ist die Leiterin des erzieherischen Teams und hat wegen der Pandemie alle Hände voll zu tun. „Wir haben 21 Kinder in der Hausaufgabenbetreuung, während es sonst etwa drei Kinder verteilt auf vier Tage sind“, sagt ihre Kollegin Anne Mangen.

Keine Frage: Corona hat das Leben der Schüler/innen der Escher Sekundarschule auf den Kopf gestellt. Damit sie nicht den Anschluss verlieren, bietet der Treffpunkt in seinen außerschulischen Aktivitäten Hausaufgabenhilfe an. Wegen der Pandemie musste das Erzieherteam umdenken: Physische Präsenz ist inzwischen zwar wieder möglich, aber weiterhin nur mit obligatorischem Sicherheitsabstand von zwei Metern und mit Mund-Nase-Schutz. Und auch nur mit Kerngruppen. „In den Treffpunkt kommen Schüler verschiedener Jahrgänge. Wir müssen verhindern, dass sie sich vermischen“, sagt Leigo. Meistens verteilen sich die Erzieher/innen deshalb in Kleingruppen auf mehrere Klassenräume. „Da spielen wir dann mit ihnen Ball oder betreuen sie bei den Hausaufgaben.“

Damit während der A- und B-Wochen der Treffpunkt offenbleiben kann, hat das Team einen virtuellen Treffpunkt aufgebaut. Die Idee kam ihnen während des Lockdown: „Wir hatten die Bastelaktivitäten kurzerhand ins Internet verlegt: Schüler bekamen von uns Vorschläge für Aktivitäten, die sie nach der Schulzeit machen konnten.“ Viele haben auch nach dem Lockdown virtuell weiter Anschluss gesucht. „Manche Jugendliche öffnen sich virtuell eher, ihnen liegt das offenbar mehr“, hat Leigo beobachtet. Über Mail und Chat bleiben sie in Kontakt. Fehlt ein/e Schüler/in längere Zeit, rufen die Erieher/innen zuhause an. „Wir stimmen uns eng ab mit den Kollegen des schulpsychologischen Dienstes“, sagt Leigo. „Sobald ihnen etwas Ungewöhnliches auffällt, melden Lehrer sich bei uns, mehr als vor der Pandemie.“

Im Herbst, als scih abzeichnete, dass wegen der hohen Infektionszahlen und quarantänebedingter Ausfälle an regulären Unterricht nicht zu denken war, wurden auf Foyer@home umgestellt: „Wir haben kleine Tütchen mit Utensilien vorbereitet, die interessierte Schüler sich hier abholen und mitnehmen konnten und haben dann daheim über Teams mit ihnen gebastelt“, erzählt Maria Leigo.

Wie den Kontakt zu Schüler/innen behalten, die wegen der Pandemie nicht in die Schule kommen dürfen, war eine Frage, die die Erzieher/innen umgetrieben hat. „Eine Schülerin musste nach dem Lockdown weiterhin zuhause bleiben, weil sie zur Risikogruppe zählte. Wir haben ihr die Tüte nach Hause gebracht.“ Die 15-Jährige, getrennt von den Klassenkamerad/innen, war viel allein. „Sie hat uns anvertraut, dass sie ihre Freunde vermisst und es ihr deshalb nicht sehr gut geht.“ Um sie aufzumuntern und bei der Stange zu halten, dachte sich das Erzieherteam täglich etwas Neues aus: Mal waren es Rezepte, mal waren es kleine Challenges, Wettbewerbe, die sie der Jugendlichen nachhause schickten, um sie dann per Teams durch die Anweisungen zu begleiten.

Höhepunkt war der virtuelle Besuch in einem Pferdestall samt Ausritt: „Ich habe sie per Handy-Videokonferenz in den Stall genommen, mit ihr zusammen ein Pferd gestriegelt und gesattelt. Dann sind wir zusammenausgeritten“, erzählt Erzieherin Anne Mangen, die in ihrer Freizeit Pferde hält, mit einem Augenzwinkern. „Nach dem damaligen medizinischen Kenntnisstand galten manche Personen als besonders vulnerabel, die heute nicht mehr so eingestuft sind. Mittlerweile nimmt die Schülerin, mit Maske und Sicherheitsabstand geschützt, wieder am Präsenzunterricht teil und es geht ihr deutlich besser“ freut sich Maria Leigo.

Ines Kurschat
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