D’Land wird 60 Jahre alt, mit seinen Internet-Aktivitäten aber ist es ein Teenager im zarten Alter von 14

Herausforderung Cyberspace

d'Lëtzebuerger Land du 20.12.2013

Wenn d’Lëtzebuerger Land am Abend des 20. Dezember seinen 60. Geburtstag feiert, öffnen die Éditions d’Letzeburger Land gemeinsam mit der Nationalbibliothek eine Schatztruhe: Dann werden sämtliche Land-Ausgaben ab der allerersten Nummer vom 1. Januar 1954 und bis zu der vom 21. Dezember 2007 online lesbar sein. Möglich wird das durch eine Initiative der Nationalbibliothek (BNL), die schon vor mehr als fünf Jahren begann. Mit dem Projekt e-Luxemburgensia will die BNL auf Papier gedruckte ältere Zeitungsjahrgänge durch Digitalisierung ein Stück unvergänglicher machen und sie als Service public kostenfrei öffentlich anbieten. Von Luxemburger Wort (ab 1848) und Tageblatt (ab 1913) sind alle Ausgaben bis 1950 schon erfasst. D’Land wird die erste Zeitung, die mit Inhalten, die bis über die Wende zum 21. Jahrhundert hinausreichen, unter e-Luxemburgensia vertreten sein wird.

An die 340 000 Artikel ließ die BNL in einem aufwändigen Verfahren scannen und aufbereiten. Unter www.eluxemburgensia.lu und von einem Link ab www.land.lu aus können die Texte aber nicht nur gelesen werden. Eine Volltextsuche ist ebenfalls möglich, nicht nur in den Artikeln, sondern sogar in sämtlichen in den Ausgaben erschienenen Anzeigen. Eine erweiterte Suchfunktion und ein elektronischer Kalender helfen, die Suche einzugrenzen. PDF-Versionen zum Abspeichern, Weiterleiten und Ausdrucken der Artikel gibt es einfach auf Knopfdruck.

Unversehens wird das elektronische Artikelarchiv der Webseite www.land.lu zum kleinen Bruder dieses 54 komplette Jahrgänge umfassenden Angebots. Seine derzeit 6 837 Texte nehmen sich gegenüber den 340 000 bescheiden aus. Aber mit land.lu begann im Herbst 1999 die Internetpräsenz der Wochenzeitung. Einfach aufgebaut sollte sie damals sein, denn die Aktualisierung der Homepage an jedem Donnerstagabend war aufwändig. Von Hand und mit Copy-Paste wurden Texte, die das elektronische System der Druckerei als Ascii-Datei lieferte, sobald die neue Zeitungsausgabe zum Druck bereit vorlag, in Web-Musterseiten übertragen. Gleichfalls von Hand wurde ein Verzeichnis mit dem Inhalt der jeweils neuen Ausgabe auf die Startseite von land.lu gestellt. Die ganze Prozedur dauerte mehr als eine Stunde; enthielt die Land-Ausgabe für den Tag darauf eine Beilage, waren es noch mehr. Heute werden die Inhalte automatisch in die Webseite importiert. Muss noch Feinschliff per Hand erfolgen, ist er in einer Viertelstunde erledigt.

Damals wie heute ist das in thematische Dossiers eingeteilte Artikelarchiv der Fundus der Land-Webseite. Die Online-Bereitstellung der gesamten Zeitung ist es nicht. Deshalb werden auf land.lu Donnerstag abends von den meisten Beiträgen zu den Rubriken Politik und Wirtschaft lediglich die ersten beiden Absätze als „Teaser“ im Internet publiziert, der vollständige Artikel zwei Wochen später im Archiv freigeschaltet. Von Anfang an vollständig online veröffentlicht werden nur der Leitartikel, einzelne Kulturbeiträge sowie Woche für Woche die Rubrik „Chronique Internet“.

Die Aufstellung der Dossiers folgte 1999 zunächst der Aktualität: Weil europaweit die Liberalisierung der Telekommunikation debattiert wurde, entstand ein Dossier Télécom, weil die New Economy der Internet-Start-ups noch blühte, ein Dossier Internet. Die Diskussion um Flüchtlingspolitik, Asylrecht und die Regularisierung von sans-papiers führte zum Aufbau eines Dossiers Immigration, politische Fragen um den Bau des Kirchberg-Spitals und des Rehazenter zu einem Dossier Plan hospitalier, und so fort. Die Kulturredaktion wandte sich dem nationalen Kunstschaffen zu und richtete Dossiers wie Films made in Luxembourg und Luxemburgensia ein.

Letzteres ist die nach wie vor größte zusammenhängende elektronische Sammlung von Rezensionen über Luxemburger Bücher. Abgesehen davon enthält das Archiv auf land.lu heute 147 Dossiers in zwölf übergeordneten Kategorien, die von Politik über Europa, Justiz oder Kultur bis hin zu Wirtschaft und Feuilleton reichen. Die Dossiers heißen Bommeleeër, Gouvernement oder Relations sociales in der Kategorie Politique; Art contemporain, Théâtre et danse oder Rock in der Kategorie Culture, und Place financière, Industrie oder Innovation in der Kategorie Économie. Dass die Internet-Nutzer dieses Grundkonzept der Webseite auch 14 Jahre nach deren Gründung noch immer annehmen, zeigt die Webstatistik: Von den über 1 000 Nutzern, die in den vergangenen vier Wochen über einen Internet-Provider mit Sitz in Luxemburg nicht nur auf land.lu zugriffen, sondern aktiv darin lasen und sich von Seite zu Seite bewegten, wandten sich 400 direkt dem Archiv zu, während nahezu ebenso viele zunächst Verweise auf Artikel aktueller Land-Ausgaben lasen und über 100 zunächst den Abonnementbereich aufsuchten. 370 der 400 Nutzer, die zunächst die Hinweise auf die anderntags in der Zeitung behandelte Aktualität nachgeschlagen hatten, suchten anschließend das Archiv auf.

Solche Informationen sind wertvoll, wenn es darum gehen wird, die Online-Präsenz und die elektronischen Aktivitäten des Land noch auszuweiten. Feststellen muss man immerhin: Im November suchten land.lu 17 060 so genannte unique visitors auf – solche Besucher der Webseite, hinter denen sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine als Spam-Schleuder gekidnappten Computer verbargen. Das ist ein gutes Ergebnis, auch wenn die Zahl der Nutzer, die aktiv unter land.lu lesen, am Ende deutlich kleiner ausfällt. Aber schon vor zehn Jahren waren im November, der stets ein besonders guter Monat ist, 18 838 unique visitors gezählt worden. Und im November 2012 hatte der Gesamtbesuch der Webseite um 22 Prozent über dem im November 2013 gelegen. Grund dafür dürfte sein, dass das Land damals seine Srel-Berichterstattung begonnen und den Inhalt des Uhren-Gesprächs Marco Milles mit Jean-Claude Juncker veröffentlicht hatte. Das Interesse daran könnte das an der Berichterstattung über die Bildung einer Regierung ohne CSV zwölf Monate später noch überstiegen haben. Doch insgesamt kann man sagen, dass der Zuspruch für die Land-Webseite nicht weiter wächst.

Gleichzeitig sind die elektronischen Aktivitäten des Land ziemlich diversifiziert. Neben der Webseite und künftig auch dem Zugang zu den 340 000 Artikeln in e-Luxemburgensia wird das Land seit dem 28. Juni dieses Jahres auch im Ipad-Abonnement angeboten. 490 Leser nutzen es bisher. Den Newsletter von land.lu, der von der Webseite aus jeden Donnerstagabend verschickt wird, beziehen 579 Personen. Auf Facebook ist das Land ebenfalls vertreten. Die Reichweite über das soziale Netzwerk liegt Woche für Woche bei im Schnitt 1 500 Personen. Veröffentlicht die Redaktion auf Facebook einen Beitrag, wird via Twitter ein Tweet versandt. Mehr als 1 500 Followers über Twitter hat das Land gegenwärtig.

Betrachtet man, welche Land-Artikel das meiste Interesse auf Facebook erregen, oft noch zusätzlich angestoßen durch Twitter-Kurzmeldungen, dann sind es in erster Linie der Leitartikel, politische Analysen – in letzter Zeit nicht zuletzt Wahlkampfanalyen –, Sozialreportagen und Kulturbeiträge. Diese Texte bringen es innerhalb einer Woche nicht nur auf beträchtliche Reichweiten im sozialen Netzwerk, sondern lösen auch „interaktive Vorgänge“ aus: Es wird über sie diskutiert. Möglicherweise liegt hier ein Potenzial verborgen, über die jeden Freitag erscheinende Zeitung hinaus noch stärker und rascher mit ihrem Publikum in Kontakt zu kommen. Für ein Meinungsmedium wie das Land ist das eine wichtige Überlegung. Sie wird Verlag und Redaktion im kommenden Jahr beschäftigen. Für eine kleine Redaktion wie die des Land wird das eine große Herausforderung. Denn ungeachtet aller Vorteile, die das schnelle elektronische Publizieren im Cyberspace bietet: Eine Konkurrenz zu der auf Papier gedruckten Zeitung, an die wir glauben, soll daraus nicht entstehen.

Peter Feist
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