Hauptsache, gesund

d'Lëtzebuerger Land du 11.07.2025

Vergangene Woche hatte die Generalinspektion der Sozialversicherung (IGSS) vorgerechnet, welchen langfristig positiven Effekt auf die Rentenkasse eine Verlängerung der Beitragsjahre hätte, wie die Regierung sie vorgeschlagen hat. Diesen Montag veröffentlichte die IGSS auf ihrer Internetseite einen weiteren Aperçu (Nr. 30). Er trägt den Titel „Survie des nouveaux retraités du régime général d’Assurance pension sur la période 2010-2024“. Man kann ihn für eine Antwort auf die Frage halten, welche sozialen Folgen es hätte, wenn eine vorgezogene Rente später als nach den aktuellen Regeln möglich würde.

Von 5 264 Personen, die zwischen 2010 und 2012 eine vorgezogene Rente mit 57 bis 62 antraten, starben 606 in den Jahren bis 2024. Doch weder der Wohnsitz, die Nationalität oder das Renteneintrittsalter, noch die Dauer der Berufskarriere in Luxemburg und ein Schätzwert des Einkommens, auf dem die Rente gründet, hätten einen „impact statistiquement significatif“ auf die Wahrscheinlichkeit, in den 13 Jahren bis 2024 gestorben zu sein, schreibt die IGSS. Auch der Wirtschaftssektor, in dem die Betreffenden zuletzt tätig waren, sei ohne Einfluss. Den einzigen Unterschied stellte die IGSS beim Geschlecht fest: Für die von ihr untersuchten Männer war die Sterbewahrscheinlichkeit im Schnitt mehr als doppelt so hoch als für die Frauen.

Kann man daraus folgern, dass die vom Premier im état de la nation angekündigte „Stoßrichtung“ der Regierung für eine Rentenreform kein soziales Problem berge? Dass alle gemeinsam älter werden, working poor wie Gutverdiener, körperlich schwer Arbeitende wie vornehmlich intellektuell Tätige? Und dass es womöglich eine Überlegung wert sein könnte, Frauen später in Rente gehen zu lassen?

Das gibt die Untersuchung der IGSS nicht her. Frauen waren in der Stichprobe weniger als halb so oft vertreten wie Männer. Vor allem aber betrachtete die IGSS Personen, die beim Antritt ihrer vorgezogenen Rente gesund waren. Invalidenrentner/innen waren ausgeschlossen, ebenso Menschen, die vor dem Renteneintritt nicht berufstätig waren, vielleicht aus gesundheitlichen Gründen. Berechnet wurde die Wahrscheinlichkeit, 13 Jahre nach dem Renteneintritt noch am Leben zu sein, mit 70 bis 75 also. Intuitiv kann man das für recht wahrscheinlich halten. Was die IGSS bestätigt: Sie gibt diese Wahrscheinlichkeit mit 89,4 Prozent an.

Eine Alternative hätte sein können, nicht beim Renteneintritt Gesunde zu betrachten, sondern die Todesfälle in einer Alterskohorte. Zu ermitteln, welcher Einkommensgruppe sie in ihrer beruflich aktiven Zeit angehörten, welchem Sektor und mit welcher Art von Tätigkeit.

Etwas in dieser Richtung hat die IGSS nur einmal gemacht, 1988. Sie fand heraus, dass die Lebenserwartung damals 65-Jähriger mit Arbeiterstatut mit 10,6 Jahren im Schnitt vier Monate kürzer war als die von 65-jährigen Privatbeamten. Doch nur das Statut war damals ein Kriterium, nicht aber die Gesundheitsgefährung am früheren Arbeitsplatz, nicht der Bildungsstand, nicht die Einkommenshöhe. Was die Aussagekraft der vier Monate Unterschied begrenzte.

2009 empfahl die IGSS in einem Bericht an die Tripartite, die allgemeine Lebenserwartung sowie die Lebenserwartung bei guter Gesundheit in Luxemburg je nach Sozialstatut der Versicherten zu untersuchen. Dazu kam es nie; es hieß, methodischer Probleme wegen. Es nun zu untersuchen, wäre nützlich.

Peter Feist
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