Archive
Feuilleton / Die kleine Zeitzeugin
Die kleine Zeitzeugin
Die Fänger im Maisfeld
Michèle Thoma
Édition: 09.08.2013
Fait divers, Ingeldorf, 23. Juli
Da ist einer, da ist einer drin. Da, tief drin im Maisfeld. Den suchen sie, die Armee ist da, Hunde, Dutzende Polizisten. Irgendwo da hockt er, in unserm Schweinefutter, der Schweinekerl, und muckst sich nicht. Der Feigling.
Schau, Kimjimtim, siehst du die …
Er kommt doch wieder, der glühende Europäer?
Der Rumäne auf dem Dach
Michèle Thoma
Édition: 12.07.2013
Eben war mein kleines Land noch in der Kristallkugel, die man im Suvenirsbuttik kaufen konnte, neben Fähnchen mit großen, starken, roten Löwen drauf. Es regnete in der Kristallkugel, aber es flossen auch Milch und Honig und Bier und Benzin, und die Alzette floss durch die Hymne. Alle älteren Damen …
Gut geht's
Im Auto zur Bastille
Michèle Thoma
Édition: 17.05.2013
Es wird unheimlich schlimm, es wird noch schlimmer, wo sind die Bucheckern und die Brennnesseln, kann man Hasenbrot essen, ich glaube ja, Filzläuse sowieso. Es wird unheimlich schlimm, Juncker hält eine Grabrede zur Lage der Nation. Er sitzt bei einem Philosophen, der seine eigene Marke ist, und …
Den Gürtel enger schnallen
Fänk der eng Meck!
Michèle Thoma
Édition: 26.04.2013
Die fleißigen Bienchen essen wir aber nicht, gell. Die brauchen wir ja in unserer Mutter Natur pur, wer soll sonst herum sumsen, von Kelch zu Kelch? Einer muss ja bestäuben. Die Arbeiterklasse muss ja arbeiten, die kann man nicht einfach aufessen, wo kämen wir da hin. Aber die Wespen? Ab in die …
Guten Appetit, Brüder und Schwestern
Gute Wölfe, guter Hirt
Michèle Thoma
Édition: 22.03.2013
Der Papst fährt U-Bahn. Die ganze Zeit fährt er auf allen Sendern U-Bahn, dann tanzt er wieder Tango, in den Favelas, vielleicht mit Maria Magdalena, oder wäscht Füße, er kann nicht anders. Darauf hat die Kirche gewartet und die Welt mit den bösen Banker-Bonzen: auf die Demut, den sanften Blick. …
Russland. Ein Wintermärchen
Depardjow, grübelnd
Michèle Thoma
Édition: 18.01.2013
Datscha, Samowar, Nacht, tiefe. Gerardoslav Xavierowitsch Mursel Depardjow sitzt grübelnd im Schlafrock vor dem Briefbogen und kaut am Federkiel. Er taucht ihn in die Tinte, die schwarz ist wie die russische Nacht. Müde schüttelt er das mächtige Haupt und nimmt einen Schluck russischen Tees. Es …