Trotz kostenlosem öffentlichen Nahverkehr, ausgebauter Radwege und der Einführung der Tram bleibt das Auto in Luxemburg weiterhin das bevorzugte Transportmittel für Pendler/innen. Das geht aus einer gemeinsamen Studie von Statec, LISER und der Universität Luxemburg hervor, deren Ergebnisse am Dienstag in einem Séminaire économique in den Statecräumlichkeiten vorgestellt wurden. „Wir sind ein bisschen enttäuscht von den Ergebnissen“, sagte Geoffrey Caruso, Professor für Stadtmodellierung an der Universität Luxemburg. Man habe größere Veränderungen in den Mobilitätsgewohnheiten der Pendler erwartet. Im Jahr 2011 fuhren 72,3 Prozent der Arbeitnehmer mit dem Auto zur Arbeit, davon nur 2,2 Prozent als Mitfahrer. Zehn Jahre später waren es 69,3 Prozent – ein Rückgang von lediglich drei Prozent. Aufgrund des Bevölkerungswachstums in diesem Zeitraum müsse man jedoch bedenken, dass proportional gesehen sogar mehr Menschen das Auto nutzen, so Yann Ferro vom LISER.
Auf lokaler Ebene sind die Veränderungen deutlicher. Hier geht die Hauptstadt als großer Gewinner der sanften Mobilität hervor. In zehn Jahren verzeichnete Luxemburg-Stadt einen Rückgang von 17 Prozent beim Anteil der Pendler, die das Auto als Haupttransportmittel nutzen. Dies sei mit Paris vergleichbar, analysiert Ferro. Im Ballungsraum der Hauptstadt lag der Rückgang zwischen fünf und 15 Prozent. Das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln sei in diesen Gebieten besser ausgebaut, zudem könnte Veränderung auch auf die zunehmende Verdichtung der Bevölkerung zurückzuführen sein, so Ferro. Im Norden wurde das Gegenteil beobachtet: In den Gemeinden Ulflingen (Troisvierges) und Kiischpelt stieg die Zahl der Autopendler. Autofahren ist in ländlichen Gegenden nach wie vor zeiteffizienter als die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Arbeitnehmer aus dem Norden, die in der Hauptstadt arbeiten, pendeln rund 45 Minuten mit dem Auto, während die Reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln mindestens eine Stunde dauert. Zudem wuchs auch im Norden die Bevölkerungszahl, wodurch die Anzahl der Autofahrten ebenfalls zunahm.
Die Nähe zu Verkehrsknotenpunkten wie Bahnhöfen und Park-and-Ride-Parkplätzen sei weiterhin ausschlaggebend, sagt Geoffrey Caruso. Philippe Gerber vom LISER erwidert, dass bestimmte Infrastrukturen wie Parkplätze das Autofahren allerdings begünstigen kann – insbesondere, wenn am Arbeitsplatz ausreichend Parkmöglichkeiten vorhanden sind. „Wenn Platz für Autos vorgesehen ist und man einfach parken kann, nimmt man eher das Auto. Wenn kein Platz da ist, fährt man nicht“, so Philippe Gerber. Ist jedoch ein Bahnhof oder ein Park-and-Ride-Parkplatz nur wenige Kilometer vom Wohnort der Pendler/innen entfernt, kann diese Strecke sogar mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Und fügt hinzu: „Fahrradstellplätze an Bahnhöfen brauchen weniger Platz und sind viel günstiger“. Die Studie bietet darüber hinaus einen Überblick über die Distanzen, die Pendler/innen zurücklegen –dabei sticht die Dominanz des Autos deutlich hervor. Im Vergleich zu anderen Ländern müssen einheimische Arbeitnehmer im kleinen Luxemburg keine weiten Strecken zurücklegen. Dennoch nutzt hierzulande fast die Hälfte der Berufstätigen bereits bei Distanzen von nur ein bis fünf Kilometern das Auto. „Fünf Kilometer kann man mit dem Fahrrad in ungefähr 15 Minuten zurücklegen“, rechnet Yann Ferro vor.
Daten über die Fahrzeuge der Pendeler wurden für diese Studie nicht erhoben. Elektrische Fahrzeuge seien zwar umweltfreundlicher als Verbrenner, würden jedoch nicht zur Reduzierung der Verkehrsbelastung beitragen, sagt Geoffrey Caruso. Die Studie zeigt, dass Menschen in Luxemburg ihre Mobilitätsgewohnheiten nur sehr zögerlich ändern – trotz zahlreicher Förderungen für nachhaltigen Verkehr. Weitere Daten zur Zufriedenheit der Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs werden derzeit im Rahmen von Luxmobil 2025 erhoben, einer Mobilitätsumfrage, deren Ergebnisse voraussichtlich Ende des Jahres veröffentlicht werden. Bisher sind die Pendlerströme im Straßenverkehr weiterhin nur schwer einzudämmen.