Kontrollstationen

Delikate Übung

d'Lëtzebuerger Land du 02.09.2011

Nicht nur an der Kontrollstation in Sandweiler sollen künftig verlängerte Öffnungszeiten gelten. „Zumindest auch in Esch/Alzette werden wir sie einführen, wenngleich vielleicht nicht kurzfristig“, sagt Camille Gonderinger, der Direktor der Société nationale de contrôle technique (SNCT), dem Land.

Am Montag hatte der OGBL dagegen protestiert, dass vergangene Woche der beigeordnete SNCT-Direktor Armand Biberich gegenüber dem Tageblatt verlängerte Öffnungszeiten für die Station in Sandweiler ankündigte: Dass der Kontrolldienst montags bis freitags von 7 Uhr morgens bis 19 Uhr abends und samstags bis 12 oder 13 Uhr angeboten werden soll, sei der große Streitpunkt in den laufenden Kollektivvertrags-verhandlungen, schrieb die Gewerkschaft. Noch habe die SNCT-Direktion kein Angebot zu „finanziellen Kompensationen“ an die Beschäftigten gemacht. Deshalb liege die Angelegenheit nun beim Schlichtungsamt. Entschieden sei also noch gar nichts.

„Wir werden uns schon einigen mit OGBL und LCGB“, sagt der SNCT-Chef. Aus seiner Sicht geht es nicht mehr um das Prinzip, nur noch um die „Modalitäten“ verlängerter Öffnungszeiten. Die Einigung aber könnte dennoch eine ziemlich delikate Übung werden. Denn eigentlich fehlen der Gesellschaft, an die der Staat sein Kontrollmonopol abgetreten hat, die Mittel, um verlängerte Öffnungszeiten anbieten zu können. „Wir finanzieren das aus unseren Reserven“, räumt der SNCT-Chef ein.

Zwar hatte die Regierung der SNCT Anfang des Jahres zu höheren Einnahmen verhelfen wollen. Die Tarife an den Kontrollstationen in Sandweiler, Esch/Alzette und Wilwerwiltz werden staatlich festgesetzt; durch eine großherzogliche Verordnung sollten sie um durchschnittlich 15 Prozent steigen. Zwei Drittel der Hausse sollten in der Vergangenheit gestiegene Personalkosten kompensieren, aus dem verbleibenden Drittel sollten 13 neue Jobs finanziert werden, damit die Öffnungszeiten verlängert werden könnten. Doch gegen die Tariferhöhung gab es derart viel Widerstand – von der Handelskammer über die Arbeitnehmerkammer bis hin zum Staatsrat –, dass Nachhaltigkeits- und Infrastrukturminister Claude Wiseler (CSV) sie zurückstellte und zunächst „Anpassungen“ am Service versprach: „verbesserte Öffnungszeiten“ zum einen und zum anderen die Möglichkeit, sich künftig seine Kontrolltermine online zu buchen.

So dass die SNCT sich mit dem verbesserten Service nicht nur, wie Gonderinger diese Woche mehrfach in den Medien erwähnte, gegenüber einer eventuellen ausländischen Konkurrenz wappnen will, sondern auch ihren Kritikern und dem Minister beweisen muss, was sie kann: Von der Handwerkskammer musste sie sich, als es um die Tariferhöhung ging, mangelnde Produktivität nachsagen lassen, die Arbeitnehmerkammer zweifelte ihr Management an, die Handelskammer wünschte ihr Konkurrenz. „Wir wüssten aber, wie wir uns gegen einen Wettbwerber aufzustellen hätten“, sagt der SNCT-Direktor, und verrät noch, dass die Buchungsmöglichkeit per Internet schon vorbereitet sei und nur aktiviert werden müsse. Mit dem Minister habe man jedoch vereinbart, alle Neuerungen „im Paket“ zu präsentieren.

Peter Feist
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