Vor welchen Herausforderungen die Mobilität in der an Einwohner/innen rasch wachsenden Hauptstadt mit Blick auf das Jahr 2035 steht und was daraus folgen sollte, wird einem Mobilitéitsplang zu entnehmen sein. Eigentlich sollte er schon Ende 2022 vorliegen, aber das Datum wurde immer wieder verschoben. Nachdem DP-Mobilitätsschöffe Patrick Goldschmidt am 26. Februar im Gemeinderat versichert hatte, vor den Osterferien werde der Plan auf jeden Fall der Stater Mobilitätskommission vorgestellt, soll das am Dienstag nächster Woche geschehen. Wann der Plan regelrecht publik gemacht wird, steht noch nicht fest. Der Pressedienst der Stadt antwortete auf eine Anfrage des Land, „mir wäerten zäitno op Iech zréckkommen“.
Politisch gesehen, ist mit dem Plan die Frage verbunden, wie mit dem Vermächtnis des grünen Mobilitätsschöffen François Bausch umgegangen werden soll. Ehe Bausch 2013 Minister wurde, hatte er ab 2005 in den DP-Grüne-Koalitionen unter den Bürgermeistern Paul Helminger und ab 2011 Xavier Bettel Akzente gesetzt, die noch immer wirken und letzten Endes die autogerechte Stadt infrage stellen. Weil der Mobilitéitsplang dem Vernehmen nach auch Klimazielen gerecht werden soll, wäre es geradezu zwangsläufig, die Infragestellung zu intensivieren. Doch wie konkret der Plan ausfallen wird, ist derzeit Gegenstand von Spekulationen. Weil Stadtviertel-Mobilitätspläne anscheinend erst in einer zweiten Phase entstehen sollen, bleibt der große Plan womöglich ziemlich allgemein. Und Politik gegen das Auto fällt DP-Bürgermeisterin Lydie Polfer schwer.
Letzteres lässt sich am Hin und Her um den Ausbau des Tram-Netzes beobachten. Nachdem DP-Mobilitätsministerin Yuriko Backes vorige Woche im Wort erklärt hatte, sie hoffe, dass bis zum Ende der Legislaturperiode die Tram-Verlängerung nach Leudelingen im Bau sein werde, erinnerte der Leudelinger Bürgermeister daran, dass Backes’ Vorgänger François Bausch für 2028 die Inbetriebnahme der Verbindung nach Leudelingen in Aussicht gestellt hatte. Am Dienstag korrigierte Yuriko Backes sich, wieder im Wort: An der Inbetriebnahme 2028 halte auch sie fest.
Freilich stellt sich die Frage, auf welcher Trasse die Straßenbahn nach Leudelingen fahren und welche Qualität im gesamten Tram-Netz geboten werden soll. Bereits der Ausbau nach Hollerich sowie die zweite Trasse auf dem Kirchberg entlang des Boulevard Adenauer würden einen Takt von sechs Minuten verlangen statt drei Minuten, falls es im Netz keinen zweiten Zugang zur Innenstadt über die Avenue de la Porte-Neuve und den Boulevard Royal gibt. Wogegen Lydie Polfer sich bisher gewehrt hat. Ob das nun anders ist und dazu etwas im Mobilitéitsplang stehen wird, bleibt abzuwarten. Die Frage, ob Yuriko Backes ihre neue Gewissheit zu Leudelingen auch auf die Klärung um die Neipuertsgaass gründet, hatte das Mobilitätsministerium bis Redaktionsschluss noch nicht beantwortet.