Archive
Feuilleton / Die kleine Zeitzeugin
Jesusfilme schauen
Michèle Thoma
Édition: 14.04.2017
Wieder die Zeit, wo Jesus durch unser Revier zieht, wir liegen auf der Couch oder nehmen unseren Fastenjogurt zu uns, als Vorspeise, und Jesus schaut vorbei. Er trägt ein Kreuz, natürlich, er ist blond und blauäugig oder dunkel und hager, ein schmächtiger Jüngling, ein prächtiges Mannsbild, …
Lourdes des Marxismus
Michèle Thoma
Édition: 07.04.2017
Alles da, was man so braucht, in diesem Städtchen. Schon ein bisschen schön, aber nicht so, dass man einen Schönheitsschock bekäme. Ein Fluss, der sich nicht übertrieben ungebärdig durch die Landschaft bewegt. Mit Reben fromm gespickte Rundungen. Kirche im Städtchen und die gemütlichste Uni …
Bitte heirate mich!
Michèle Thoma
Édition: 31.03.2017
Der Name klingt polnisch, das Foto zeigt einen dunkelblonden Jüngling, er will mein Facebook-Freund werden. Warum eigentlich, etwas rätselhaft, inwiefern gehöre ich zu seiner Zielgruppe? Viel erfahre ich nicht unter seinem Profil. Aber warum nicht, ich grenze niemand aus, und ich bin so verdammt …
Das richt nach Arbeiterschweiß
Volkstribune, Volkstribünen
Michèle Thoma
Édition: 24.03.2017
Martin Schmalz hat hundert Prozent, mehr als Saddam Hussein damals, in der guten, alten Zeit. Martin kriegt stehende Ovationen, Martin schwimmt auf einer Welle des Erfolgs, die alle mitreißt, hinreißt. Selbst gefürchteten Reinigungsfachkräften, die in Talking-Head-Shows das getretene Volk …
Nach den Wahlen um die Sessel
Europarätsel, Holland
Michèle Thoma
Édition: 17.03.2017
Ausgerechnet Holland! Ein Seufzer geht durch Europa. Holland, so weltoffen. Das war doch das mit dem Gras und den Dolle Minnas und den Klaboutern. Ja, das ist schon sehr, sehr lange her, aber genau deshalb muss man in der alten Seemanns-
truhe kramen, sie knarrt ein bisschen. Amsterdam war das, …
Das letzte Reservat der Güte
Ältere Dramen
Michèle Thoma
Édition: 10.03.2017
Was wäre die Gesellinnenschaft ohne sie, ohne uns? Ohne jene Wesen, die meist etwas unbemerkt irgendwo eintreten, und wenn sie gehen, fällt es nicht auf. Sie haben das Stadium der Unsichtbarkeit erreicht, von dem sie oft hörten. Sie könnten alles tun, nackt auf Tischen tanzen oder terroristische …
Smorrebrod-Sex
Michèle Thoma
Édition: 03.03.2017
Eine Stunde Sex pro Tag. Also pro Werktag, falls diesen Ausdruck noch jemand kennt. Garantiert und bezahlt. Denn Sex ist bekömmlich, manchmal nahrhaft, beugt Krankheiten vor und macht unglaublichen Spaß. Er entspannt nachhaltig, peppt Ehen auf und ist gut für die Arbeitsmoral. Wahrscheinlich ist …
Die kleine Zeitzeugin
Stammbaumnews
Michèle Thoma
Édition: 24.02.2017
Nicht streiten, möchte frau angesichts der neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft sagen. Wir sind alle schön. Wir sind alle gut. Die einen so, die andern so, die einen dick, die andern doof, oder beides, oder nicht mal das, Hauptsache man bemüht sich. Und man weiß, wo man herkommt.
Zu dem Thema …
Der Name wie der Mann
Frank, Walter, Stein, Meier
Michèle Thoma
Édition: 17.02.2017
Wahrscheinlich der richtige Name in so bewegten Zeiten. Die Fabrikarbeiterinmutter rief über die Gasse mit den spielenden Kindern nach dem Söhnchen, bevor der Ruf verhallt, war die Suppe kalt, die Mutter alt. Die Mitschüler freuten sich, wenn Stein, Meier, Frank, Walter dran kam, schon war die …
Die Ameisenstraße nach Südosteuropa
Flüchtlingsdeal(er)
Michèle Thoma
Édition: 10.02.2017
Wo sind die Bilder geblieben? Diese Bilder, vor denen sich alle so fürchteten. Nie wieder solche Bilder!, riefen berufene europäische Außenminister aus. Durch das europäische Bilderbuch mit seinen Kathedralen und Banken und Hochglanzautobahnen, mit seinen Museen und blonden Weizenfeldern …
Der Sonnenkönig
Michèle Thoma
Édition: 27.01.2017
Zinnsoldaten spielen auf, Rockschöße wehen. Männer mit Doppelkinn, graugesichtige Bleichgesichter, Fußgängerzonenfreaks, Jungs, aufgeklaubt im Karaoke-Zelt, in Wohnwagen neben Highways. Dann gleich Lincoln-Denkmal. Einmal wird ein Girl gesichtet. WC-Promis, könnte man hämisch sagen, manche singen …
Weltwimmelbild
Wir stecken mittendrin
Michèle Thoma
Édition: 20.01.2017
Ich weiß nicht, ob ich das verpasst habe, aber ich habe zur Jahreswende kaum Wahrsager_innen wahrgenommen, die uns eine Zukunft verpasst hätten. Dabei müsste die Branche eigentlich boomen. Wer erinnert sich noch an eine Zeit, als mensch vertrauensvoll sagte: „Es steht in der Zeitung“, als ein …
Der Außenminister sagt, was er denkt
Nazis raus!
Édition: 13.01.2017
Und jetzt eben die Österreicher. Der Außenminister, der altbackene Jüngling mit dem akkurat angeklebten Haupthaar, der mit seinen geschliffenen, wohl durchdacht wirkenden Äußerungen beeindruckt, und sich berauscht von seinem frühen Ruhm immer Tollkühneres einfallen lässt, will Inseln mieten und …
Punschwiderstand
Es muss nicht „Stille Nacht“ sein
Michèle Thoma
Édition: 06.01.2017
Nie war es so wichtig, besoffen zu sein. Sich zwischen Klunker und Geflunker an ein karmesinrotes Stiefelchen zu klammern, daran zu nippen, es zu kippen. Nie war Saufen so sinnstiftend wie auf einem Weihnachtsmarkt, wie das christliche Disneyland nostalgisch geheißen wird. Natürlich, seit …
Früher war immer Weihnachten
PostFUCKtisch
Michèle Thoma
Édition: 23.12.2016
Das postfucktische Zeitalter? Puh, Schock, ist es wirklich schon soweit? Die armen jungen Leute, sie haben es sowieso schon so schwer, auf dem Wohnungsmarkt, mit der künstlichen Befruchtung, dann die künstliche Intelligenz, die natürliche Dummheit … und nun auch noch postfucktisch.
Love in, …
Gags, Gags, Gags
Persönlichkeitsstörung des Jahres
Michèle Thoma
Édition: 16.12.2016
Einst, vor vielen, vielen Jahren, es gab damals viele Menschen mit vielen Haaren, stellte ich mir vor, pünktlich mit dreißig Jahren säße ich auf dem Gipfel des Himalaya, was, so niedergeschrieben, zugegeben, geografisch, logistisch und überhaupt etwas schlicht anmutet.
Ich wäre erleuchtet, …
Sie hat immer noch etwas Unentrinnbares
Heilige Familie
Michèle Thoma
Édition: 09.12.2016
Was gibt es Mörderisches als das Familienleben? Man muss sich nur mal wieder in die griechische Sagenwelt begeben, da verliert man alle Illusionen. Gott Vater hat seinen einzigen Sohn geopfert, oder der sich ihm, für wen, für was, für uns angeblich, um uns zu erlösen, nur wovon? Eben, das ist …
Der Mond war mein Mond!
Shitstorm im All
Édition: 02.12.2016
Bestimmte Veröffentlichungen sollte man verbieten, Mensch verliert die letzten Illusionen. Manches soll ruhig unter den fliegenden Teppich gekehrt werden!
Zuerst das mit dem Kleeschen. Ein halbes Leben geht drauf, den Urschock über die Nicht-Existenz des Nikolaus zu verarbeiten. Bei manchen sogar …
Die Gruppe, die gerade massiv Bsorgnis erregt
It’s a man’s world!
Michèle Thoma
Édition: 25.11.2016
Die Männer haben es schwer im Moment. Sie haben ein schlechtes Image, man nennt sie derzeit häufig in Verbindung mit einer Hautfarbe, die nicht mal eine ist. Sie werden gerade neu entdeckt, eine interessante Spezies, dabei mitten unter uns.
Die Gruppe, die gerade massiv Besorgnis erregt, ist …
Etwas geht um, nur was?
Das Zeitgespenst
Michèle Thoma
Édition: 18.11.2016
Warum nehmen plötzlich wieder Frauen aus der berlusconischen Klamottenkiste Platz in der Talkrunde? Warum haben die Typen plötzlich Dreißigerjahrefrisuren? Warum zieht der Denver Clan ins Weiße Haus, der schaute doch in den Achtzigerjahren schon retro aus? Und wo sind die freundlichen Hipster …
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