Erneuerbare Energien

Die CFL helfen der Bilanz

d'Lëtzebuerger Land vom 15.11.2007

Dieser Stromkunde hat Gewicht: die CFL. Letztes Jahr verbrauchten sie 119 Gigawattstunden Elektrizität allein für den Fahrstrom auf ihrem Netz. Das entsprach rund 1,8 Prozent des Stromverbrauchs im ganzen Land oder dem von 26 444 jener Beispiel-Haushalte, für die man einen Verbrauch von 4 500 Kilowattstunden pro Jahr veranschlagt. Ab 1. Januar 2008 wollen die CFL sämtlichen Strom, den sie von der Cegedel beziehen, als Nova-Naturstroum einkaufen – jenem überwiegend in Wasserkraftwerken erzeugten Strom, den Cegedel von der deutschen Greenpeace-Energy erhält. Im letzten Jahr hatte der Cegedel-Anteil am CFL-Strom bei rund 80 Gigawattstunden gelegen.

Von 80 GWh geht man auch für das kommende Jahr aus. Und damit wird Luxemburg seinen EU-Verpflichtungen ein gutes Stück näher kommen. Denn bis zum Jahr 2010, so schreibt es eine EU-Direktive vor, muss der Anteil erneuerbaren Stroms am nationalen Verbrauch Luxemburgs mindestens 5,7 Prozent betragen. Dieses Ziel ist das prozentual kleinste der Mitgliedstaaten, und ob es erreicht werden wird, ist derzeit noch offen. 3,58 Prozent betrug im letzten Jahr der „pourcentage de la consommation“ laut Statistiken des Institut luxembourgeois de régulation. Umweltminister Lucien Lux meinte bei der Pressekonferenz zur Unterzeichnung der CFL-Cegedel-Konvention, mit Hilfe dieser komme man auf über vier Prozent. Denn da die EU-Direktive eine Vorschrift über den Verbrauch und nicht über die Produktion darstellt, fallen Importe ins Gewicht. Er habe „ein ernstes Wort mit dem Transportminister“ Lucien Lux gewechselt, sagte der Umweltminister und versprach, dass „sehr bald“ auch staatliche Verwaltungen grünen Strom verbrauchen würden.

Über den Staatshaushalt finanziert wird allerdings auch der Beitrag der CFL zur Bilanz-Verbesserung der  erneuerbaren Energien in nicht geringem Maß. 0,5 Cents kostet die Kilowattstunde Nova-Strom derzeit mehr gegenüber konventionellem Strom. Das macht bei 80 Gigawattstunden 400 000 Euro im Jahr. Vorstrecken soll den Betrag der staatliche Schienenbaufonds, anschließend soll er über die Benutzungsgebühr der Gleisinfrastruktur auf die Schienenverkehrsbetreiber umgelegt werden. Zwei Drittel betreffen den Personenverkehr, womit das Gros vom Staat als Auftraggeber des öffentlichen Passagiertransports endgültig zu bezahlen wäre. Ein Rest für den grenzüberschreitenden Personenverkehr wäre von den CFL und den Nachbarbahnen zu übernehmen. Das verbleibende Drittel wird dem Frachtverkehr zugerechnet, bezahlen müsste es überwiegend die CFL Cargo. Vor allem sie, so war am Rande der Pressekonferenz zu vernehmen, war nicht so ganz begeistert von der Aussicht, über 100 000 Euro mehr an Streckenbenutzungsabgabe zu zahlen. Das Joint venture aus CFL und ArcelorMittal Profil hat sich fest vorgenommen, bis Ende 2008 schwarze Zahlen zu schreiben. Aber auch CFL-Generaldirektor Alex Kremer stellte vor versammelter Presse zum Nova-Deal fest: „Das war eine Idee des Ministers.“

Doch wer weiß, vielleicht verbessert sich die Öko-Energie-Bilanz Luxemburgs dadurch sogar noch stärker, als Lucien Lux bisher annimmt. Was die Regulieurungsbehörde ILR derzeit an Angaben zum Verbrauch erfasst, berücksichtigt Importe noch nicht. Dazu muss erst noch jene Ausführungsbestimmung zu dem im Sommerverabschiedeten neuen Strommarktgesetz her, die festlegt, wie jeder Stromkunde künftig die Herkunft seiner Elektrizität zertifiziert erhalten soll.

 

Peter Feist
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