Archiv
Feuilleton / Vom Rand ins Land
Das Buch heute
Jacques Wirion
Ausgabe: 16.06.2017
Als Büchernarr, der mit Büchern ziemlich anders umgeht als die meisten Leser, stelle ich mir Fragen, was mit unseren Bibliotheken im Lande geschieht.
Das betrifft besonders die Leser, die Bücher regelmäßig ausleihen und wieder zurückbringen. Wer schon Tausende von Büchern auf diese Art durch …
Satire und Religion
Was darf die Satire?
Jacques Wirion
Ausgabe: 01.05.2015
Auf die Frage, was die Satire darf, hat Kurt Tucholsky 1919 am Schluss eines Textes zu diesem Thema geantwortet: „alles“.
Zunächst einmal: Satire ist kein Deckmantel für unsaubere Triebe, für die Pseudo-Aufklärer und so genannte Entlarver sie bezeichnen, sondern ein zentraler und integraler Teil …
Vom Gedächtnis
Wie heißt der/die/das doch schon?
Jacques Wirion
Ausgabe: 13.03.2015
Wenn die Erinnerung, besonders die für Namen, aber auch die für Gesichter und Zusammenhänge nachlässt, wird diese unerfreuliche Erscheinung üblicherweise mit dem Alter in Verbindung gebracht. Daher kommt das nicht besonders edle Vergnügen älterer Menschen, wenn ein jüngerer über sein Gedächtnis …
"Über nichts denkt der freie Mensch weniger nach ..."
Über den Tod
Jacques Wirion
Ausgabe: 09.01.2015
Über den Tod kann man immer nur hinwegreden, so will ich versuchen, einfach um ihn herum zu sprechen. Der Sprache bin ich manchmal dankbar für ihre Genauigkeit: Wenn sie von Nahtoderlebnissen spricht, versteht jeder Benutzer dieser Sprache, dass es hier nicht um etwas im oder nach dem Tod geht, …
Leben und Tod
Ist der Tod gerecht?
Jacques Wirion
Ausgabe: 10.01.2014
Ist es nicht so, dass jedes Leben so schön ist, dass sein totales Ende eine absolute Ungerechtigkeit wäre, da es diese Herrlichkeit sinnlos vernichten würde? Aber leider ist es so, dass eine absolute, schattenlose Schönheit nur eine Hoffnung ist und keine Realität. Und so ist es auch mit der …
Vorstellungen vom Bösen
Paradigmenwechsel des Bösen
Jacques Wirion
Ausgabe: 23.08.2013
Wenn ich einen Blick zurückwerfe auf die Vorstellungen vom Bösen in früheren Zeiten, so haben besonders die institutionalisierten Religionen an einem Bild des „Bösen“ gewirkt, das sie als ihre Herrschaft fundierendes Unwesen gut ein-setzen konnten. Als Teufel hatte es hier eine wichtige Funktion: …
Büchner wiederentdeckt
Wem gehört das Genie?
Jacques Wirion
Ausgabe: 10.05.2013
Wenn man Hermann Kurzkes Büchner-Biografie liest, kann man getrost eine ganze Reihe von Untersuchungen über Georg Büchner vergessen. Allerdings sind diese 500 Seiten genau zu lesen. Das Werk glänzt durch detaillierte Recherchen, die manche eingefahrene Deutung Büchners korrigieren. Und der …
Die Welt verändern oder verbessern
Christen als Weltverbesserer?
Jacques Wirion
Ausgabe: 22.02.2013
Die Frage verlangt einmal, wirklich geklärt zu werden. Und auf diesen Gedanken bin ich dank einer Leserreaktion auf meinen Text über „Weltverbesserer“ gekommen. Sie bezog sich unter anderem auf meine Deutung des Christentums in der Frage der Weltverbesserung:
„Wenn du schreibst, es gehe ihm (dem …
Erkenne dich selbst
Das Tier in mir
Jacques Wirion
Ausgabe: 08.02.2013
In mir gibt es nicht nur ein Tier, sondern Millionen, wenn wir die Bakterien als Lebewesen zu den Tieren zählen wollen. Ohne sie gäbe es mich nicht. So bin ich von Anfang an auf viele Lebewesen außer mir und in mir angewiesen und werde auf meine Verbundenheit mit dem Leben der Natur verwiesen.
…
Ein belasteter Begriff
Weltverbesserer
Jacques Wirion
Ausgabe: 21.12.2012
Der Begriff des Weltverbesserers ist belastet. Jemanden, den man so nennt, kann man kaum ernst nehmen. Immer wieder ist der Weltverbesserer als Träumer angesehen worden, der mit seinen Gedanken und Taten die Welt bestenfalls verschlimmbessert. Heute erledigt man ihn sprachlich, indem man ihn als …
Was über den Menschen hinausgeht
Von der Religion zur Spiritualität
Jacques Wirion
Ausgabe: 12.10.2012
Viele wenden sich heute ab von der Religion. Sie haben deren institutionalisiertes Schein-Wissen von dem, was die Welt der Lebenden ausmacht, satt. Die Vertreter der Religion (meist Männer) haben weniger Erfahrung und weniger Wissen als die, die sie belehren wollen, so dass ihre Haltung nur zur …
Wie soll man Gott danken, wenn man nicht an ihn glaubt?
„Gott sei Dank bin ich Atheist“
Jacques Wirion
Ausgabe: 04.05.2012
Über einen solchen Satz schüttelt man gerne den Kopf, da er in seiner scheinbaren Widersprüchlichkeit eine Dummheit, ja eine Absurdität darstellt. Allerdings ist er kaum weniger abstrus als die Feststellung, dass die Sonne auf- oder untergeht, wo es doch unserer Erkenntnis entspricht, dass unser …
Das Böse
Das Böse nicht verstehen wollen
Jacques Wirion
Ausgabe: 06.01.2012
Wer das so genannte Böse bei sich und den anderen nicht verstehen will, verdammt sich selbst dazu, die begangenen Fehler in diesem Bereich immer wieder begehen zu müssen. Als Hinweis auf unser enges Verständnisvermögen lässt sich diese Einstellung verstehen, nicht aber, wenn man ein wohliges …
Komik
Humorvoller Glaube?
Jacques Wirion
Ausgabe: 23.09.2011
Jüngst nahm ich teil an einer Tagung an der Uni Luxemburg, auf der das uralte Thema der Komik behandelt wurde. Mir ist besonders ein Beitrag in Erinnerung, der auf eine Frage aufmerksam machte, die den Ungläubigen berührte. Sind die Atheisten zutiefst humorlos? Oder so fragte ich mich Partei …
Angesichts eines Fahrrads
Lachen oder auslachen?
Jacques Wirion
Ausgabe: 16.09.2011
Kürzlich fuhr ich in unserer Stadt durch die Rue du Nord; dort saßen vor einer Auslage zwei junge Frauen und zwei junge Männer. Besonders die beiden Frauen brachen beim Anblick meines Fahrrads in schallendes Gelächter aus. Dass dieses eigenartige Fuhrwerk einige Aufmerksamkeit – besonders jetzt in …
Das verworrene Statement des Lars von Trier
Hitler verstehen?
Jacques Wirion
Ausgabe: 09.06.2011
Hitler kann verstehen, wer sich sympathetisch mit ihm identifizieren will. Hier handelt es sich um eine affektive Position, die keineswegs das Phänomen des Hasses bei Hitler analysieren möchte oder auch nur wirklich ernst nimmt in seiner vernichtenden Verwirklichung. Zu dieser Art des Verstehens …
Zwischen Leben und Tod
Kurios!
Jacques Wirion
Ausgabe: 14.04.2011
Am 9. Oktober 1954 schreibt Thomas Mann circa zehn Monate vor seinem Tod in sein Tagebuch: „Wunderlicher Lebenstraum, der bald ausgeträumt sein wird. Kurios, ku-rios. Das habe ich früh gesagt und werde es zuletzt sagen.“
Nun das frühe Zitat, auf das er sich hier bezieht, steht in den …
Vom ewigen Leben
O Tod, reich mir deinen Stachel!
Jacques Wirion
Ausgabe: 04.11.2010
Glaube an Gott und Glaube an das ewige Leben sind eng miteinander verbunden, wenigstens im Christentum und im Islam. Wenn mit dem Tod alles aus ist, verblasst auch die Gottesvorstellung oder verliert zumindest für die Orientierung unseres Daseins ihre Bedeutung. Was aber nicht verhindert, dass es …
Vom Stand der Dinge
Pessimist oder Optimist?
Jacques Wirion
Ausgabe: 09.09.2010
Mit diesen Bezeichnungen werden charakterliche und vom Temperament abhängige Herangehensweisen an die Welt, „wie sie nun einmal ist“, beschrieben.
Alles ist schlecht und zum Scheitern verurteilt, es hat keinen Sinn, sich darüber zu erregen und Veränderungen anzustreben, da am Ende doch alle …
Von der Empathie
Mitleid mit einem Toten?
Jacques Wirion
Ausgabe: 24.06.2010
Das Mitleid mit den Toten lässt mich unberührt. Das hat wohl zu tun mit dem Begriff Mitleid, der ganz dem Leben und dem von ihm geschaffenen Leiden gilt.
Für mich kann diese Empathie nur mit Leidenden, also Lebenden funktionieren. Man muss wissen, was der andere empfindet, um ihn bemitleiden zu …
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